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Auch Kiel kommt langsam in Fahrt. Das erfuhren Trainer Maik Machulla und seine Flensburger zuletzt am eigenen Leib.

© dpa

Handball-Bundesliga: Die neue Ausgeglichenheit

Der Meisterschaftskampf in der Handball-Bundesliga ist so spannend wie nie. Der Kieler Überlegenheit von einst trauert niemand nach. Ein Kommentar.

Aus Berliner Sicht ist der 17. Spieltag in der Handball-Bundesliga eher suboptimal verlaufen. Bei den Rhein-Neckar Löwen, dem Meister der vergangenen zwei Jahre, holten sich die Füchse am Donnerstag eine krachende 23:37-Niederlage ab. Damit ist auch die Chance vertan, die Bundesliga erstmalig in der Vereinsgeschichte zur Hälfte der Spielzeit anzuführen. Keeper Silvio Heinevetter sprach von einem „üblen Abend“.

Aber sonst? Ist es grundsätzlich gut bestellt um die Handball-Bundesliga, ihren Spannungsfaktor und ihre mediale Präsenz. Seit dieser Saison können die Fans jedes Spiel im Fernsehen verfolgen, sofern sie bereit sind, dafür Geld auszugeben – und die Teams tun ihr Übriges, um diese Bereitschaft weiter zu steigern. Nach 17 Spieltagen liegen ganze fünf Punkte zwischen Tabellenführer Mannheim und dem Achten DHfK Leipzig. Vier, fünf Klubs haben realistische Chancen auf die Meisterschaft, davon können andere Ligen nur träumen. Vorbei sind die Zeiten der akuten Langeweile, in denen der THW Kiel ohne einen einzigen Punktverlust durch die Saison rauscht – wie noch 2012 geschehen.

2017 stand kein Bundesligist im Champions-League-Halbfinale

Die Macher von Flensburg bis Mannheim, von Berlin bis Kiel, haben diese neue Ausgeglichenheit lange prophezeit. Die von unten machen richtig Druck, hieß es dann immer – mittlerweile ist das Realität. Es klingt abgedroschen, aber in der Bundesliga kann tatsächlich jeder jeden schlagen, niemand weiß vorher, wie es ausgeht. Zumindest in der Breite stimmt die sorgsam gepflegte Etikette von der „stärksten Handball-Liga der Welt“ noch.

In der Spitze, also im internationalen Vergleich und vor allem in der Champions League, haben die deutschen Teams zuletzt allerdings an Dominanz eingebüßt – es ist der Preis, den sie für die starke heimische Liga zahlen, die alle paar Tage Höchstleistungen verlangt. 2017 stand erstmals seit sieben Jahren kein Bundesligist im Champions-League-Halbfinale. Andererseits: Wen interessiert schon die künstlich aufgepumpte Champions League mit ihren gefühlt 70 belanglosen Vorrundenspielen, wenn es in der Bundesliga so abgeht wie im Winter 2017?

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