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Ausgenommen von der Kritik. Rechtsaußen Hans Lindberg war zuletzt der sportlich stärkste Spieler im Kader der Füchse Berlin.

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Handball-Bundesliga: Füchse Berlin: Gnadenfrist bis Weihnachten

Füchse-Manager Bob Hanning zählt nach dem Sieg gegen Melsungen Team und Trainer an. "Das war zum Teil inakzeptabel", sagt der Geschäftsführer und deutet Konsequenzen an.

Wer hin und wieder zu den Füchsen Berlin geht, dem dürften am Mittwochabend gleich mehrere Dinge aufgefallen sein. Die oberste Erkenntnis nach dem hart erkämpften 33:31 gegen Melsungen lautete: Ein ganz normaler Pflichtsieg gegen den Tabellenelften der Handball-Bundesliga war das gewiss nicht, ebensowenig wie der Jubel und die Erleichterung im Berliner Lager alltäglich ausfielen. Die Profis wussten ganz genau: Wenn auch dieses Spiel – nach zuletzt miserablen Leistungen gegen Velenje und Gummersbach – danebengegangen wäre, hätte das richtig Ärger gegeben. Womöglich in Form extraharter Trainingseinheiten, womöglich sogar in Form von Einzelgesprächen bei Manager Bob Hanning. „Ich glaube, es ist für uns alle besser, dass wir heute noch gewonnen haben“, sagte Kapitän Petr Stochl nach langer Analyse und zwang sich zu einem Lächeln.

Trotz des zehnten Saisonsiegs in der Bundesliga ließen sich atmosphärische Verwerfungen im Füchse-Lager auch zu fortgeschrittener Stunde nicht leugnen. „Wir haben schon wieder eine komplette Halbzeit ohne Emotionen gespielt“, sagte Trainer Erlingur Richardsson und wirkte dabei selbst recht emotionslos. „Jeder Spieler hat versucht, für sich keinen Fehler machen, außerdem haben wir in der Abwehr fast alle Zweikämpfe verloren“, sagte Hanning, „das ist natürlich absolut inakzeptabel.“ Letzterer Begriff fiel bei der öffentlichen Auswertung des Managers im übrigen knapp ein Dutzend Mal. Untypischerweise wollte sich Hanning später auch nicht zu handballspezifischen und spieltaktischen Dingen äußern, obwohl er das normalerweise gern und ausführlich tut. Hanning sagte nur: „Da müsst ihr schon den Trainer fragen.“ Der war aber längst in den Katakomben der Schmeling-Halle verschwunden.

Die Kritik am Trainer war nicht zu überhören, und sie entbehrte auch nicht jedweder Grundlage. Nach den starken Eindrücken zu Saisonbeginn haben sich die Berliner pünktlich zum Jahresende eine seltsame Auszeit von konstanten Leistungen genommen. Auf dem Papier liegen sie als Tabellenvierter und Qualifikant für die Gruppenphase des EHF-Pokals zwar im Soll. „Aber wie wir das erreicht haben, ist eine andere Sache“, sagte Hanning. Er hätte auch sagen können: Teile des Kaders benötigen offenbar regelmäßig deutliche Ansagen, um seriös aufzutreten.

Die Füchse treffen stets im Januar ihre Personal-Entscheidungen für die kommende Saison. Nach den jüngsten Eindrücken ist es gut möglich, dass Hanning dann noch einmal aktiver wird als geplant. In den nächsten Spielen bis Weihnachten wird gerade der Trainer unter besonderer Beobachtung stehen.

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