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Gierig auf Tore. Für Steffen Fäth und die Füchse Berlin lässt sich die Saison gut an. Foto: dpa/Carstensen

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Handball-Bundesliga: Neue Perspektiven bei den Füchsen Berlin

Die Füchse Berlin haben in der Sommerpause einige Kleinigkeiten verändert – mit beachtlicher Wirkung. Das soll sich auch am Sonntag im Heimspiel gegen Erlangen zeigen.

Bob Hanning hat seinen Platz gefunden. Das steht ohnehin schon länger außer Frage, denn an keinem der zahlreichen Orte seiner Karriere hat der Handballtausendsassa so lange gewirkt wie in Berlin. Elf Jahre arbeitet Hanning nun schon als Geschäftsführer der Füchse Berlin, und seitdem geht jede Entscheidung über seinen Schreibtisch, bis hin zu neuem Druckerpapier. Mit Beginn der Saison 2016/17 hat sich der Füchse-Manager allerdings neu orientieren müssen. Hanning hat es sich quasi selbst auferlegt, die Auftritte der Profis nicht mehr von der Bank aus zu verfolgen. Ist wahrscheinlich besser für die Nerven, jedenfalls theoretisch. So sitzt er bei Heimspielen in der Max-Schmeling-Halle neuerdings auf der gegenüberliegenden Seite, ganz am Ende der Pressereihe. „Die Sicht ist nicht ganz so gut wie von der Bank. Jetzt weiß ich auch, wie eure seltsamen Berichte manchmal zustande kommen“, hat Hanning neulich mit einem Augenzwinkern in einer Reporterrunde gesagt.

Der neue Platz des Chefs ist nur eine von vielen kleinen Stellschrauben, an denen sie in der Sommerpause bei den Füchsen gedreht haben. Erlingur Richardsson hat im zweiten Amtsjahr neben einem deutlich breiteren und besseren Kader auch einen neuen Kotrainer an die Seite gestellt bekommen. Mit Max Rinderle, dem langjährigen Coach der zweiten Mannschaft, Sportkoordinator Volker Zerbe und eben Richardsson sitzt so viel Handballkompetenz an der Seitenlinie, dass sich Hanning ruhigen Gewissens raushalten kann aus taktischen und personellen Entscheidungen. Und bislang ist der Verein ziemlich gut gefahren mit seinen Neuerungen. In der Summe haben sie dazu geführt, dass die optimistischen Sommerprognosen tatsächlich eingetreten sind: Ins heutige Bundesligaheimspiel gegen Aufsteiger HC Erlangen (15 Uhr) gehen die Berliner als Tabellenvierter mit 14:2 Punkten. Wettbewerbsübergreifend haben sie sogar 14 ihrer 15 Pflichtspiele gewonnen und mal eben den Weltpokal in Doha verteidigt.

Handelt es sich um das beste Berliner Handball-Team seit Jahren?

In ihrer Jubiläumssaison, der zehnten seit dem Bundesligawiederaufstieg 2007, sind die Berliner angesichts ihrer Leistungsstärke und ihrer Perspektiven auch außerhalb der Stadtgrenzen wieder ein Gesprächsthema. Handelt es sich tatsächlich – wie vor der Saison vom Verein angekündigt – um die beste Berliner Handballmannschaft seit Jahren?

Die Antwort wird auch davon abhängen, ob die Füchse dem Weltpokal einen weiteren Titel folgen lassen können. Nach den bisherigen Eindrücken bringt der Kader aber viele Anlagen mit, die eine dauerhaft erfolgreiche Mannschaft auf nationalem wie internationalem Niveau haben muss. Das geht – alte Handballfloskel – mit der Abwehr los. Unter Erfolgstrainer Dagur Sigurdsson war die isländische Betondefensive im Verbund mit dem Torhütergespann Silvio Heinevetter/Petr Stochl über Jahre eine Art Lebensversicherung für Aufstieg und Titelgewinne. Unter Richardsson nähert sie sich dem alten Standard zumindest wieder an. „Es soll keinen Spaß machen, gegen uns zu spielen“, sagt Kresimir Kozina, „Abwehr ist oft eine Sache des Willens, und bisher waren wir sehr unangenehm.“ Das liegt nicht zuletzt am Kreisläufer selbst. Der kroatische Nationalspieler, im Sommer aus Flensburg nach Berlin gewechselt, hat erstaunlich schnell die Lücke geschlossen, die Abwehrchef Jesper Nielsen nach seinem Weggang zu Paris St. Germain hinterlassen hatte.

Gar keine Lücke gibt es aktuell auf der Torhüterposition. Silvio Heinevetter spielt sogar so gut, dass es für Coach Richardsson fast schon eine Herausforderung darstellt, noch Einsatzminuten für Kapitän und Publikumsliebling Petr Stochl zu finden. Zudem haben die Füchse eine alte Schwäche abgestellt, nämlich vermeintlich sichere Führungen noch einmal in Gefahr zu bringen. In der letzten Saison gab es diesbezüglich ein Dutzend Beispiele gegen Teams aus dem Mittelfeld oder schlechter, in dieser Saison dagegen noch kein einziges. Ob das auch so bleibt, entscheidet sich am Sonntag gegen den bislang starken Aufsteiger aus Erlangen. Bob Hanning wird ganz genau hinsehen. Von gegenüber.

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