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Potenzial bewiesen: Holger Glandorf und die SG Flensburg-Handewitt im Spiel gegen Paris St. Germain.

© dpa

Handball-Bundesliga: SG Flensburg-Handewitt: Ein Team, zwei Modi

Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt spielen so wechselhaft, dass sie im Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Füchse Berlin (19 Uhr) schon unter Druck stehen.

Es gibt diese Tage im Sport, an denen einfach alles klappt. An denen der Ball verlässlich vom Pfosten hinter die Linie springt und eben nicht davor landet. An denen selbst der optimistischste Traumpass irgendwie seinen Adressaten findet. An denen der Torhüter Bälle anzieht wie es sonst nur Magnete mit Metallspänen tun.

Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt haben kürzlich genau so einen Tag erlebt. Am Samstag, zum Auftakt der neuen Saison in der Champions League, hat der Bundesligist der Weltauswahl von Paris St. Germain in der heimischen Arena eine Abreibung verpasst, wie sie kaum jemand für möglich gehalten hätte, am wenigsten wohl die Franzosen selbst. Endstand: 39:32! „Das Spiel hatte eine unglaubliche Eigendynamik, ein großer Tag für unseren Verein“, sagt Holger Glandorf, „aber wir wissen natürlich auch, dass wir uns dafür im nächsten Spiel nichts kaufen können.“

"Das darf uns eigentlich nicht passieren"

Besagtes nächstes Spiel steht für die Flensburger bereits am Mittwochabend an: Dann empfangen sie die Füchse Berlin (19 Uhr, live bei Sport1), die nach sieben Siegen in Folge auch nicht gerade schlecht drauf sind. „Es ist das Topspiel des Spieltags, keine Frage“, sagt Glandorf.

Was der Rückraumspieler nicht so deutlich sagt respektive sagen will: Im Grunde darf seine Mannschaft in der Bundesliga nicht mehr viele Punkte liegen lassen, sofern sie der Rolle noch gerecht werden will, die ihr vor der Saison alle Experten zugesprochen haben: erster Verfolger von Serienmeister und Lieblingsrivale THW Kiel. So grandios der Start in den Europapokal aus Flensburger Sicht war, so holprig sind die Norddeutschen nämlich in die nationale Meisterschaft gestartet – unter anderem mit einer Heimniederlage gegen Melsungen und einer Niederlage in Wetzlar. „Das darf uns eigentlich nicht passieren“, sagt Glandorf. Andererseits sei die Bundesliga in der Breite so ausgeglichen wie seit vielen Jahren nicht mehr – da kann sich bisweilen auch eine andere Eigendynamik entwickeln, eine negative.

Die SG kann dem THW Kiel gefährlich werden

Nun ist es ja nicht so, dass die Flensburger in den letzten Jahren keine Erfolge gefeiert hätten, im Gegenteil. Nach einer geradezu unglaublichen Negativ-Serie von vier verlorenen DHB-Pokalfinals in den Jahren 2011, 2012, 2013 und 2014 hat das Team von Coach Ljubomir Vranjes im Mai endlich mal wieder den nationalen Pokal gewonnen. Vranjes selbst hatte sich zu diesem Zeitpunkt längst den Ruf der Unsterblichkeit im Klub erworben – dank des sensationellen Sieges in der Champions League vor einem Jahr. Der Erfolg schmeckte vor allem beim Anhang noch süßer, weil er gegen die vermeintliche Übermannschaft aus Kiel gelungen war.

Im Kleinen, sprich: in einzelnen Spielen, haben die Flensburger den Nachweis erbracht, dass sie dem THW gefährlich werden können. Im Großen, also über eine gesamte Bundesliga-Saison betrachtet, ist ihnen das letztmalig vor elf Jahren gelungen, als sie ihre bis heute einzige Meisterschaft gewannen. Genau aus diesem Grund hat die SG ihren Kader im Sommer radikal aufgerüstet: Aus Kiel kam der dänische Nationalspieler Rasmus Lauge, auch aus Hamburg wechselten drei international Renommierte mit Perspektive: Henrik Toft Hansen, Kentin Mahe und Petar Djordjic. „Bei so vielen Neuen braucht es auch Zeit, bis die Abläufe sitzen“, sagt Glandorf, „das müssen wir akzeptieren.“ Allzu viel Zeit haben sie aber nicht mehr, sofern die Meisterschaft halbwegs spannend bleiben soll.

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