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Handball: Der nahe Abschied vom Abstiegskampf

Die Füchse Berlin gewinnen in der Handball-Bundesliga mit 32:26 gegen GWD Minden

Berlin - Dass er zu Minden eine besondere Beziehung hat, daraus macht Jörn-Uwe Lommel überhaupt keinen Hehl. Doch die eigene Wohnung dort und seinen Sohn Thorben, der bei GWD Minden in der zweiten Mannschaft spielt, wollte der Trainer der Füchse Berlin gestern für 60 Minuten völlig vergessen. Sein Team hatte schließlich die große Chance, gegen den Tabellenvorletzten der Handball-Bundesliga den eigenen Nichtabstieg fast perfekt zu machen. Das sollte für den Aufsteiger vor 6123 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle eigentlich Ansporn genug sein. Aber ehe die Fans ihr „Oh wie ist das schön ...“ für den mit 32:26 (13:13) fünften Heimsieg in Folge anstimmen konnten, mussten sie durch ein Wechselbad der Gefühle. „Wir haben uns toll gesteigert“, sagte ein erleichterter Lommel schließlich, sprach dann von einem ganz typischen Kampfspiel für zwei Teams aus dem Tabellenkeller. Mit nunmehr Rang zwölf und 19 Pluspunkten haben die Füchse Berlin diese Region aber erstmal verlassen.

Dabei legten die Füchse los, als wollten sie Minden nicht nur besiegen, sondern auch noch demütigen. Nach vier Minuten stand es 4:1, wobei Konrad Wilczynski gleich dreimal traf. Aber dann ließen Mark Bult und Markus Richwien zwei riesiege Chancen aus, und plötzlich war Ernüchterung in den Reihen der Berliner zu spüren. Den richtigen Bruch in ihrem Spiel gab es, nachdem auch Hany El Fakharany beim 7:4 (13. Minute) es seinen Mitspielern gleichmachte. Minden war längst zu einer aggressiven Abwehr übergegangen und hatte damit immer mehr Erfolg. Der Füchse-Angriff wirkte dagegen ziemlich konzeptlos. Und so konnten die Gäste zum 9:9 (22.) ausgleichen. Bis zur Halbzeit ließen sie sich nicht wieder abschütteln.

Mehr noch, sie gingen nach dem Wiederanpfiff sogar in Führung. Das war Warnung genug, auch dem letzten Füchse-Spieler war längst klar geworden, dass dieses Spiel nur noch über den Kampf gewonnen werden konnte. Und kämpfen, dass können sie ja, das haben sie in ihrer ersten Bundesligasaison schon oft bewiesen. Während die Gäste plötzlich in der Deckung nicht mehr konsequent zu Werke gingen, erhöhten die Berliner den Angriffsdruck von Minute zu Minute. Überragend war einmal mehr der Österreicher Wilczynski mit insgesamt zehn Toren (davon sieben Siebenmeter), aber auch Mark Bult (7), Christian Caillat und Kjetil Strand (jeweils 4) steigerten sich vor allem in der zweiten Hälfte erheblich.

Der Mindener Trainer Richard Ratka stellte fest, dass sein Team „den Kampf in der Kabine gelassen“ hat. Sein Kollege Lommel sah dagegen plötzlich ein sehr gradliniges Spiel seiner Mannschaft, „was uns ja immer sehr stark gemacht hat“.

Das letzte Signal gab Torhüter Petr Stochl, der beim 17:15 (37.) einen Siebenmeter hielt. „Er stand schon kurz vor der Auswechslung, vielleicht hat er das gespürt“, sagte Lommel. Von dieser Minute an gab es kein Halten mehr, GWD Minden hatte den ersehnten Auswärtserfolg in Berlin endgültig verspielt. Der höchste Vorsprung war beim 29:20 erstmals erreicht, und Jörn-Uwe Lommel gab auch dem lange verletzten Toni Kern eine Chance. Der führte sich bei seiner ersten Aktion sofort mit dem Treffer zum 31:22 (56.) ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gesänge der Füchse-Fans schon voll im Gange. Mit den noch ausstehenden Heimspielen gegen Balingen und Wilhelmshaven können sich die Füchse nunmehr sogar noch ein Stück nach oben orientieren, selbst ein einstelliger Tabellenplatz ist nach dem Erfolg gegen GWD Minden noch im Bereich des Möglichen.

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