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Pascal Hens

© dpa

Handball-EM: DHB-Team im Hochgefühl: "Jetzt wollen wir alles"

Das Erreichen des Halbfinales feierten die deutschen Handballer nach guter alter Tradition bei Burger und Pommes. Die Partie gegen Dänermark steht allerdings unter keinem guten Stern.

Die Spieler tanzten vor Freude, Weltmeister Christian Schwarzer applaudierte begeistert und Bundestrainer Heiner Brand hielt seine erste Pressekonferenz auf Englisch: Der Einzug ins EM-Halbfinale nur ein Jahr nach dem Gewinn des Weltmeistertitels hat bei den deutschen Handballern wieder Hochgefühle ausgelöst und in der Heimat das Handball-Fieber neu entfacht.

"Jetzt wollen wir alles"

"Jetzt wollen wir alles", verkündete Rückraum-Ass Holger Glandorf nach dem 31:29-Erfolg im "Endspiel" um den Halbfinaleinzug gegen Schweden, den im ZDF nach Senderangaben 6,36 Millionen Menschen (20,7 Prozent Marktanteil) sahen. "Da muss ich der Mannschaft ein Riesenkompliment machen. Da waren wieder Teamgeist und Kampfgeist, so wie sie uns stark gemacht haben, zu sehen", lobte Brand.

Allerdings steht das siebte Halbfinale in seiner Ära bei WM, EM und Olympischen Spielen unter keinem guten Stern. Nach Oleg Velyky in der Vorrunde ereilte nun vor dem K.o.-Spiel auch dessen Klubkollege Oliver Roggisch (Rhein-Neckar Löwen) wie befürchtet das EM-Aus. Der Abwehrchef ist wegen eines Muskelfaserrisses in der rechten Wade zum Zuschauen verurteilt. "Es hat geknallt und die Wade war fest. Mit einem Faserriss kann ich definitiv nicht spielen", sagte Roggisch enttäuscht.

Von Behren nachnominiert

Für ihn nominierte Brand den Mindener Frank von Behren nach. Der Rückraumspieler wurde am Abend in Lillehammer erwartet, wo am Samstag (18.00 Uhr/ARD) der WM-Dritte Dänemark Gegner im Spiel um den Finaleinzug ist. Sorgenkinder sind vor diesem Duell Michael Kraus und Sebastian Preiß (beide Lemgo). Der Spielmacher leidet an einer schmerzhaften Unterarmprellung, Kreisläufer Preiß musste sich wegen einer Sehnenentzündung im Knie weiteren medizinischen Untersuchungen in Lillehammer unterziehen.

Für Bundestrainer Brand waren die zunehmenden Verletzungen Anlass, mit Nachdruck einen veränderten EM-Modus zu fordern. "Drei Hauptrundenspiele an drei Tagen - das kann nicht sein. Das mindert ja auch den sportlichen Wert. Es ist toll, was die Spieler da abrufen. Wie sie mit Willen Dinge dann doch noch schaffen. Aber da muss man ganz, ganz schnell sich etwas anderes überlegen", verlangte der Gummersbacher angesichts des kraftraubenden Programms.

Gesperrter Pass bringt Überstunden

"Ich hoffe, wir können am spielfreien Tag einiges an Kraft zurückholen und etwas regenerieren", sagte der Nordhorner Glandorf. Doch der Umzug aus Trondheim in die Olympia-Stadt Lillehammer erwies sich als alles andere als eine Erholungsfahrt. Die mit fünf Stunden angesetzte Busfahrt durch die verschneiten Berge dehnte sich auf rund sieben Stunden aus, weil der Tross wegen eines gesperrten Passes und eines Unfalls einen Umweg nehmen musste.

Den Vorabend hatten die deutschen Handballer wie immer nach dem Erreichen eines Halbfinales in einem Schnellrestaurant bei Hamburgern und Pommes frites verbracht. Dieses Ritual haben die Handballer seit der EM 2002 lieb gewonnen - auch weil es danach immer Gold oder Silber gab.

Mit den Dänen misst sich der Weltmeister bereits zum dritten Mal auf dem Weg zum angestrebten EM-Titel. Sowohl 2002 in Schweden, als die DHB-Auswahl des Endspiel gegen den Gastgeber verlor, und 2004 in Slowenien mit dem Gewinn des Titels waren die Skandinavier der unterlegene Halbfinalkontrahent. Und im Vorfeld des Turniers standen sich beide Teams in Testspielen gegenüber, von denen die Deutschen das eine mit 26:30 verloren und das andere mit 34:24 gewannen.

Darauf aber bauen Baur & Co. nicht. "Die bessere Tagesform entscheidet", sagte der Stratege. Und der Hamburger Pascal Hens meinte: "Egal, was vorher war, wer jetzt gewinnt, ist im Finale." Brand urteilte: "Dass wir im zweiten Spiel keine zehn Tore besser waren, wissen wir. Das wird sicherlich ein schöner Fight werden."

Martin Kloth[dpa]

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