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Regenbogenfarben sind bei der Handball-EM in Polen nicht erlaubt.

© imago/Bildbyran

Handball-EM in Polen: Verband verbietet Kapitänen Regenbogenfarben

Schwedens Tobias Karlsson will bei der Handball-EM in Polen die Kapitänsbinde in Regenbogenfarben tragen. Doch das darf er nicht. Nun ist eine Debatte über Homophobie in Polen entbrannt.

Schwedens Spielführer Tobias Karlsson darf bei der Handball-EM in Polen seine als Protest gedachte Kapitänsarmbinde in Regenbogenfarben nicht tragen. Wie der schwedische Handballverband mitteilte, hat die Europäische Handball-Föderation (EHF) dies mit Verweis auf die Bekleidungsvorschriften verboten.

Danach ist es nicht erlaubt, bunte Armbinden zu tragen. „Ich denke, es ist traurig, dass die EHF uns daran hindert zu zeigen, wofür wir in Bezug auf Offenheit, Mitmenschlichkeit und gleiche Werte stehen“, sagte Karlsson, der in der Bundesliga bei der SG Flensburg-Handewitt spielt.

Der Abwehrspezialist hatte in den letzten fünf Testspielen die bunte Armbinde getragen. Damit wollte er für Toleranz und Offenheit gegenüber Homosexualität werben. Nach Karlssons Vorbild wollten auch der Isländer Gudjon Valur Sigurdsson und der Norweger Bjarte Myrhol bei der EM mit der Regenbogenbinde auflaufen. „Dass es mehr Menschen gibt, die diese Binde tragen wollten, unterstreicht, dass es eine wichtige Botschaft ist“, sagte Karlsson. Er ist Botschafter für die EuroGames, ein schwul-lesbisches Sportgroßereignis, das im vorigen Jahr in Stockholm stattfand.

"Ich trage die Binde so lange, bis mich jemand aufhält", sagte Karlsson und betonte im Gespräch mit der dänisch-deutschen Tageszeitung Flensborg Avis: "Meine Bühne ist nicht Polen sondern die schwedische Nationalmannschaft. Ich hätte sie auch in Norwegen oder Frankreich getragen."

Homophobie ist nach wie vor sehr ausgeprägt in Polen

Der schwedische Handballverband hatte seinen Kapitän bei der Aktion unterstützt. „Die Schwedische Handball Federation hat die Haltung, dass alle Menschen gleich sind, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Sexualität oder Religionszugehörigkeit. Wir bemühen uns, offen und einladend für alle zu sein“, sagte Delegationsleiter Lasse Tjernberg.

Und auch Polens deutscher Nationaltrainer Michael Biegler unterstützt Karlsson. "Grundsätzlich schätze ich Menschen sehr, die ein klares und offenes Weltbild haben und sich dafür auch einsetzen", sagte Biegler.

Homophobie ist nach wie vor sehr ausgeprägt in Polen. "Die polnische Gesellschaft folgt seit 2000 Jahren einer vom Katholizismus geprägten Doktrin, eine Lehre, die Homosexualität negiert und das Sexualleben ausschließlich der Fortpflanzung zuordnet", sagte jüngst Jej Perfekcyjnosc, Sprecher der Loveparade in Warschau, Deutschlandradio Kultur. (Tsp/dpa)

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