zum Hauptinhalt
320760_0_797cb896.jpg

© AFP

Handball-EM: Musik in ihren Ohren

Frankreich gewinnt die Handball-EM und feiert damit zugleich einen historischen Erfolg.

Als ihre Nationalhymne aus den Hallenboxen dröhnte, sangen die französischen Handballer vor 11 000 Zuschauern in der Wiener Stadthalle begeistert mit. Sie empfanden es als Triumphmusik. Denn mit 25:21 (12:12) hatten sie gerade das Finale der Europameisterschaft gegen Kroatien gewonnen. Und damit hatte das Team von Trainer Claude Onesta erstmals das Triple geschafft. Frankreich ist in Folge Olympiasieger, Weltmeister und Europameister geworden. Die ungewöhnlich homogene Mannschaft feierte hinterher ihren überragenden Torhüter Thierry Omeyer (THW Kiel), der mit seinen Reflexen wieder einmal überragend gespielt hatte. „Ich bin stolz, dass ich Teil dieser historischen Mannschaft bin“, sagte Omeyer. Bronze gewann Island nach einem 29:26-Sieg gegen Polen.

Das Turnier zementierte die Hierarchie im internationalen Handball. Das Team von Claude Onesta dominiert die Szene seit 2006 und hat seit der EM-Halbfinalniederlage gegen Kroatien 2008 (23:24) kein Pflichtspiel mehr verloren. „Die Franzosen sind individuell überragend besetzt und haben in den letzten Jahren viel Erfahrung gewonnen“, sagte der 181-malige deutsche Nationalspieler Daniel Stephan, der die EM als TV-Experte verfolgte. „Die Franzosen verfügen auch über die nötige Athletik, um ein solch langes Turnier zu gewinnen.“

Alle Eigenschaften eines modernen Handballers vereinigt bei Frankreich Nikola Karabatic; der Ex-Kieler prägte mit seinen brachialen Würfen auch das Endspiel, als er zum Beispiel den 9:12-Rückstand vor der Pause fast im Alleingang egalisierte. Die Handballwelt schaut mit Neid auf die Individualisten aus Frankreich. Torwart Omeyer stellt seit Jahren seine Weltklasse unter Beweis. In der Verteidigung ragt Didier Dinart als Organisator heraus, der trotz seiner beinharten Gangart kaum Zeitstrafen erhält. Rechtsaußen Luc Abalo, der zu Recht zum besten Spieler des Finales gewählt wurde, besticht durch eine famose Sprungkraft, Technik und Schnelligkeit. Und der Rückraum ist das spektakulärste, was diese Sportart derzeit zu bieten hat: Neben Karabatic ist da der kraftvolle Daniel Narcisse vom THW Kiel. Kapitän Jerome Fernandez schließlich besitzt eine überragende Übersicht – es fiel auch gestern kaum auf, dass die Franzosen keinen Linkshänder von internationalem Format besitzen.

Ein Ende der französischen Ära ist derzeit nicht in Sicht, auch wenn die Kroaten, Olympiasieger von 2004, es immerhin geschafft haben, ihre Mannschaft fast ohne Substanzverlust zu verjüngen. Island bestätigte zwar die olympische Silbermedaille von 2008, doch der Verband ist aufgrund der Finanzkrise konkursreif.

Zur Startseite