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Lasst alles raus! Frankreichs Handballspieler bejubeln ihre zweite olympische Goldmedaille.

© dpa

Handball: Frankreichs Handballer schreiben Geschichte

Die französische Handballnationalmannschaft verteidigt ihre olympische Goldmedaille in London, und wird damit das erfolgreichste Nationalteam der Geschichte.

Die historische Dimension war jedem Beteiligten bewusst. Wie Flummis sprangen sie an der Seitenlinie umher, herzten und knuddelten sich, selbst der größte Stoiker, Nationaltrainer Claude Onesta, ließ sich zu ungewohnt großen Gesten und Worten hinreißen. „Das werde ich für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen“, sagte Onesta in die Kameras. „Der Champagner wird fließen.“ Anlass dazu hatten Frankreichs Handballer gestern allemal, schließlich hatten sie gerade Geschichte geschrieben. Als erster Mannschaft überhaupt gelang es der „Equipe“, ihre olympische Goldmedaille zu verteidigen, die sie vor vier Jahren in Peking gewonnen hatte. Wie schon im spannendsten Spiel des olympischen Handball-Turniers von London, im Viertelfinale gegen Spanien, waren die Franzosen nach 60 Minuten nur ein Tor besser als der Gegner, in diesem Fall: Schweden. Nach dem 22:21-Sieg gegen die Skandinavier drehte sich die Debatte aber nicht um Spielverlauf und Endresultat, sondern um die Frage, ob hier möglicherweise gerade das beste Handball-Nationalteam der vergangenen Jahrzehnte zu sehen gewesen war. Das beste? Nun, es ist gewiss das erfolgreichste Team in der Geschichte des internationalen Handballs. Unter Claude Onesta hatten es die Franzosen zuvor als erste Nation geschafft, den Welt- und Europameistertitel sowie den Olympiasieg gleichzeitig auf sich zu vereinen, ehe sie ihren EM-Titel Anfang des Jahres nach einem peinlichen Aus in der Vorrunde an Dänemark verloren. Die ganz große Zeit der Startruppe um die Welthandballer Nikola Karabatic und Thierry Omeyer schien sich dem Ende zu neigen, dafür sprach in London auch die Vorrundenniederlage gegen Island. Seit gestern redet darüber niemand mehr. Auf der Gegenseite setzte sich unterdessen das Trauma eines schwedischen Handball-Helden fort. Für Nationaltrainer Staffan Olsson, der als Spieler so ziemlich jeden wichtigen Titel gewann, nur eben nicht den olympischen, bedeutete die Finalniederlage gegen Frankreich die vierte Silbermedaille. Bei den Spielen 1992, 1996 und 2000 hatte Olsson bereits als Aktiver Silber geholt. Gestern galt sein Team zwar ohnehin als krasser Außenseiter. Dass die Niederlage am Ende so knapp ausfiel, setzte dem ehemaligen Weltklasse-Spielmacher umso mehr zu. Vielleicht führt er sich in einer ruhigen Minute noch einmal vor Augen, dass die Medaille von London das erste olympische Edelmetall für die Handball-Nation Schweden seit zwölf Jahren ist.

Schon am Samstagabend hatten Norwegens Handballerinnen ihren olympischen Titel verteidigt. In einem spannenden Finale gegen Montenegro setzte sich der Topfavorit mit 26:23 durch. Die Frauen aus Montenegro waren allerdings nicht so enttäuscht wie die unterlegenen Schweden am Sonntag. Ihre Silbermeidaille bedeutete schließlich die erste olympische Medaille in der Geschichte des jungen Landes, das nur 630 000 Einwohner zählt.

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