zum Hauptinhalt

Handball: Hände runter!

Euphorie bei den Füchsen: Jubeln ist erlaubt. Doch nach dem Sieg gegen Magdeburg müssen sich die Füchse gegen Minden wieder auf Abstiegskampf einstellen.

Es gibt offensichtlich Situationen, in denen Siege ein Gefühl der Angst verbreiten können. Die Angst davor, dass in der allgemeinen Euphorie die Spannung verloren geht und sich dadurch Fehler einschleichen. „Genau dieser Gefahr muss ich jetzt vorbeugen“, sagt Bob Hanning. Nach dem Sieg der Füchse Berlin gegen den SC Magdeburg hatte der Geschäftführer des Aufsteigers in die Handball-Bundesliga nämlich den Eindruck: „Alle laufen nur noch mit erhobenen Armen durch die Stadt, mich selbst nicht ausgeschlossen.“ So setzte sich Hanning am vergangenen Freitag nach dem Training zu den Spielern in die Kabine, leerte mit ihnen eine Kiste Bier und schwor sie auf die nächste Aufgabe ein. Das Spiel heute in der Max-Schmeling-Halle gegen GWD Minden (20.15 Uhr, live im DSF) ist für den Tabellen-14. so etwas wie der Abstiegsgipfel, obwohl sich die Berliner aus dieser heiklen Region schon ein ganzes Stück entfernt haben. „Aber wir können mit einem Erfolg den Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz auf acht Punkte vergrößern“, sagt Hanning. Damit wären die Füchse so gut wie gerettet.

Im Gegensatz zu Hanning findet Füchse-Trainer Jörn-Uwe Lommel die aufgekommene Euphorie überhaupt nicht gefährlich. „Die Jungs können doch mit breiter Brust ins Spiel gehen“, benennt er die psychische Seite des Sieges. Trotzdem war er am Samstag beim Spiel der Mindener gegen Lemgo (33:38) und warnt: „Die haben mit ihren Verstärkungen schon was drauf.“ Wie Minden in Berlin vor den zu erwartenden 7500 Zuschauern zu besiegen ist, war ihm aber auch vorher klar: „Wir müssen im Angriff unser Tempo weiter erhöhen, da wir uns ja vor allem mit Angreifern verstärkt haben, und die dadurch nachlässiger gewordenen Deckung wieder stabilisieren.“

Dass ein erfolgreicher Angriff in der sicheren Deckung beginnt und sich daraus erst schnelle Konter entwickeln, davon profitiert auch der flinke Linksaußen Konrad Wilczynski. „Ja, es stimmt, die ersten zwei Tage nach dem Sieg gegen Magdeburg war die Stimmung lockerer“, berichtet der Österreicher, „aber wir sind Profis, wir geben doch jetzt nicht mehr unsere große Chance auf den Klassenerhalt leichtfertig her.“ Für diesen Gedanken opfert Wilczynski auch den an die Bundesliga-Torjäger-Krone. Mit 158 Toren liegt er knapp hinter dem Kieler Nicola Karabatic (159) an zweiter Stelle. „Das habe ich im Unterbewusstsein präsent“, sagt er, „natürlich würde ich mich freuen, wenn ich am Ende vorn wäre.“ Was wäre dann? Momentan gäbe es weder eine Krone, noch sonst etwas. Aber Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann nimmt die Tagesspiegel-Nachfrage gern auf. „Eine solche Trophäe könnte man ja beim Allstar-Game am 19. Mai in Berlin überreichen – vielleicht eine Kanone oder etwas ähnliches“, sagt er. Ob sie dann tatsächlich mit Wilczynski ein Füchse-Spieler erhält, wird auch von seinen Treffern gegen Minden abhängig sein.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false