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Alfred Gislason, 52, ist erfolgreicher Trainer des THW Kiel. Der einstige isländische Nationalspieler wurde als Profi mit Essen zweimal Deutscher Meister. Foto: dpa

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Sport: „Handball ist für Isländer eine Berufung“

Kiels Trainer Gislason über Spannung in der Bundesliga, Neuzugänge aus dem eigenen Klub – und ein Erfolgsgeheimnis seiner Heimat

Zwei Verfolger von Spitzenreiter THW Kiel haben am Wochenende in der Handball-Bundesliga überzeugende Siege gefeiert. Der HSV Hamburg baute seine Erfolgsserie mit dem 36:22 (16:12) gegen HBW Balingen-Weilstetten aus. Die Hanseaten feierten ihren siebten Sieg in Folge und festigten ihren zweiten Tabellenplatz. Die SG Flensburg-Handewitt hatte sich zuvor beim SC Magdeburg, der völlig aus dem Tritt geraten ist, mit 31:28 (17:17) durchgesetzt. Erst am Sonntagabend spielten die Kieler bei den Füchsen Berlin (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet), die Trainer Alfred Gislason zum Spitzenteam geformt hat.

Herr Gislason, ganz ehrlich, finden Sie die laufende Saison der Handball-Bundesliga spannend?

Für mich als Trainer ist Spannung kein Bewertungskriterium, mir geht es darum, dass meine Mannschaft erfolgreich spielt. Wir sind zwar sehr gut gestartet, aber trotzdem ist noch nichts passiert. Wir haben nur wenige Punkte Vorsprung auf den HSV und auf die Rhein-Neckar Löwen.

Trotzdem erscheint ihr Team gerade übermächtig, es hat mit neun Siegen einen neuen Bundesliga-Startrekord aufgestellt. Bekommt die Konkurrenz in diesem Jahr die ganze Wut des THW zu spüren, der 2011 erstmals seit sechs Jahren nicht die Meisterschaft gewonnen hat?

Gut möglich. Allerdings haben wir auch im vergangenen Jahr gut gearbeitet, auch wenn wir nicht Meister geworden sind. Wir hatten einfach unglaubliches Verletzungspech. Mit Daniel Narcisse und Kim Andersson waren zwei absolute Weltklassespieler lange verletzt, außerdem mussten wir über Monate ohne einen Linkshänder spielen. Das kann der beste Kader nicht auffangen. Trotzdem haben wir ja noch den DHB-Pokal gewonnen.

Mittlerweile sind alle Spieler wieder in Form. Hat der THW deshalb vor der Saison als einziger Bundesligist bewusst darauf verzichtet, neue Spieler zu verpflichten?

Ja, das stimmt, wir haben darauf gesetzt, die Mannschaft so zusammenzuhalten, wie sie war. Narcisse und Andersson sind nach ihren langen Verletzungen wie Neuzugänge – mit dem Unterschied, dass sie alles im Verein kennen und keine Eingewöhnungszeit brauchen.

Bei einem Blick auf die Bundesliga-Tabelle fällt auf, dass drei der ersten fünf Teams von Isländern trainiert werden: nämlich Kiel, Berlin und die Rhein-Neckar Löwen. Woher kommt dieser Erfolg?

In Island herrscht grundsätzlich eine hohe Handball-Kultur, das beginnt bei der Ausbildung des Nachwuchses und setzt sich in der akribischen Arbeitsweise der Trainer fort. Wir sind mit Leib und Seele dabei, weil Handball für uns nicht nur ein Beruf ist, sondern eine Berufung. Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, ist ja wie ich seit Jahren dabei. Es freut mich auch, dass mit Dagur Sigurdsson die nächste Generation bereit für große Aufgaben ist.

Die Fragen stellte Christoph Dach.

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