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Sport: Handball: Kiloweise Rheumapillen

Dänische Spieler klagen Bundesligateams an

Kopenhagen - Zwei dänische Handball-Stars werfen Bundesliga-Spitzenreiter THW Kiel und anderen deutschen Klubs massiven Missbrauch von Arzneimitteln vor. Der ehemalige Kieler Lars Krogh Jeppesen sagte der Zeitung „Politiken“ über die ständige Verabreichung schmerzstillender Mittel mit hohem Risiko für gesundheitliche Dauerschäden beim Bundesligisten THW Kiel: „Das war total grotesk. Die Pillen wurden eingesetzt, um Spieler fit zu bekommen, die eigentlich nicht hätten spielen dürfen.“

Sein Ex-Nationalmannschaftskollege Lasse Boesen von der SG Flensburg-Handewitt berichtete, dass er über sieben Jahre das eigentlich für Rheumakranke entwickelte Präparat „Voltaren“ genommen habe, um Schmerzen durch ständige Überbelastung des Körpers zu unterdrücken. Als Hintergrund nannte er den Druck der jeweiligen Klubs: „Wenn man keine Leistung liefert, fliegt man einfach raus.“ Die schmerzstillenden Mittel erhöhen das Risiko für Magengeschwüre und Herzinfarkte. Bei Fußballprofi Ivan Klasnic von Werder Bremen hatte der Voltaren-Wirkstoff Diclofenac zu einer schweren Schädigung der Nieren geführt.

Lasse Boesen berichtete auch, dass er die Mittel während der letzten Handball-WM Anfang des Jahres dreimal täglich genommen habe, um für die dänische Nationalmannschaft einsatzfähig zu sein. Anders sei die Extrembelastung solcher Turniere wahrscheinlich nicht zu bewältigen, sagte Boesen. Der dänische Olympia-Mannschaftsarzt Morten Storggard erklärte: „Wer aus der spanischen oder deutschen Spitzenliga kommt, ist einfach daran gewöhnt, bei Schmerzen ein paar Kilo Anti-Rheuma-Pillen einzunehmen.“

Vertreter der dänischen Gesellschaft für Sportmedizin sagten, die gängige Praxis mit derartigen Medikamenten sei „ein sehr ernstes Problem“ wegen der Gefahr gesundheitlicher Folgeschäden. dpa

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