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Sport: Handball mit Harry Potter

Die Deutsche Grit Jurack glänzt bei der Handball-WM

Berlin. Kaum ist Grit Jurack in ihrem Hotelzimmer, schnappt sie sich ihr dickes Buch. „Das geht ratzfatz, über 700 Seiten habe ich vom fünften Harry-Potter-Band schon verschlungen“, sagt die Leipzigerin. Sie findet das Buch „ausgesprochen spannend“, also „zur Ablenkung bestens geeignet“. Bei der Weltmeisterschaft in Kroatien, wo die 26-Jährige spielt, braucht Jurack diese Hilfe mehr denn je. „Es ist ja nicht so, dass ich nach 149 Länderspielen total cool bin, im Gegenteil, so aufgeregt war ich nie.“

Für die deutsche Mannschaft geht es bei den Titelkämpfen um das Olympiaticket für Athen 2004, und Grit Jurack spielt im System von Bundestrainer Ekke Hoffmann eine zentrale Rolle. Tore der Rückraumspielerin fehlten bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr, als sie verletzt ausgefallen war. Prompt folgte mit Rang elf der Fall ins internationale Mittelmaß. Bei der letzten WM hatte Deutschland sich nicht qualifiziert. „Darum habe ich meinem Team in Kroatien nur eine Chance unter 50 Prozent eingeräumt“, gibt Ekke Hoffmann zu, „wir haben ja bis jetzt auch noch nichts in den Händen.“

Dass sich die deutschen Handballerinnen mit zwei Siegen gegen Ungarn und China sowie einem Remis gegen Dänemark eine glänzende Ausgangsposition verschaffen konnten, daran hat Jurack großen Anteil. Sie ragt nicht nur wegen ihrer Größe von 1,86 Meter aus dem Team heraus. Das zweijährige Engagement beim dänischen Spitzenklub Ikast Bording bis zum Beginn dieser Saison hat sie geprägt. „Dort macht es Spaß zu spielen. Von Ikast wurde fast jedes zweite Spiel im Fernsehen übertragen“, erzählt Jurack. Von der WM in Kroatien haben die deutschen Handballfans, im Gegensatz zu denen aller anderen Teams, live im Fernsehen bisher nichts gesehen. Das soll sich zwar jetzt ändern, aber Grit Jurack gewinnt der Situation sogar etwas Positives ab: „Ohne Übertragung haben wir noch nicht verloren.“

Während die Trainer der anderen Teams voll des Lobes über die deutschen Frauen sind, warnt Grit Jurack vor Überheblichkeit: „Alle sagen, dass wir die Elfenbeinküste am Sonnabend locker schlagen. Niemand denkt daran, dass dieses Team vor allem aus Spielerinnen besteht, die in der französischen Liga spielen. Außerdem hat es gegen Slowenien bis zur 40. Minute geführt und gegen Dänemark bis fünf Minuten vor Schluss nur einen Treffer zurückgelegen.“ Grit Jurack hat internationale Erfahrung. Dass es für die Deutschen gegen China nur zum Zwei-Tore-Sieg reichte, verwundert sie nicht. „Da spielt die Welt-Handballerin des Jahres.“

Grit Jurack, die bei der WM eine gefragte Interviewpartnerin ist, kann ihre Ansichten auch in Englisch oder Dänisch vermitteln. Es ist wahrscheinlich, dass nach Athen noch weitere Sprachen hinzukommen. „Frankreich oder Russland sind von der Sprache und Kultur her sehr interessant“, sagt sie. Und Lust auf neue Abenteuer hat Grit Jurack auch. Kein Wunder, dass sie das dicke Harry-Potter-Buch fast ausgelesen hat.

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