zum Hauptinhalt

Sport: Handball-Nationalmannschaft: Zaubermittel gesucht

Es ist irgendwie verhext. Die deutschen Handballer werden mit Heiner Brand von einem anerkannt hervorragenden Bundestrainer betreut, die sportliche Heimat seiner Auserwählten, die Bundesliga, firmiert seit Jahren unter der Rubrik "beste Liga der Welt", und folgerichtig wurde die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) bei den letzten internationalen Großereignissen stets hoch gewettet.

Es ist irgendwie verhext. Die deutschen Handballer werden mit Heiner Brand von einem anerkannt hervorragenden Bundestrainer betreut, die sportliche Heimat seiner Auserwählten, die Bundesliga, firmiert seit Jahren unter der Rubrik "beste Liga der Welt", und folgerichtig wurde die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) bei den letzten internationalen Großereignissen stets hoch gewettet.

Doch seit dem Gewinn von Bronze 1998 bei der EM in Italien ist keine Medaille mehr herausgesprungen: Platz fünf bei der WM 1999 in Ägypten, nur ein neunter Rang bei der EM 2000 in Kroatien und zuletzt Platz fünf bei den Olympischen Spielen in Sydney. Aber nicht nur aus diesem Grunde hat Bundestrainer Brand seine Zielsetzung für die am 23. Januar beginnende Handball-WM in Frankreich nach unten korrigiert.

"Eine Mannschaft muss bekanntlich über Jahre wachsen. Die letzte hatte fast drei Jahre Zeit, um auf das Sydney-Niveau zu kommen. Doch in Frankreich treten wir mit einem ganz neuen Team an. Da wäre es auch den Spielern gegenüber unfair, vom Erreichen des Halbfinales als Ziel zu sprechen", sagt der Weltmeister von 1978, der nach dem WM-Härtetest am Wochenende beim Turnier in Schweden sein Frankreich-Aufgebot benennen will. Eine medaillenträchtige WM-Mannschaft kann aber auch ein Heiner Brand nicht hervorzaubern.

Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Spielmacher Daniel Stephan und Abwehrrecke Klaus-Dieter Petersen sowie dem Fehlen von Jan Holpert, Mike Bezdicek, Volker Zerbe, Bogdan Wenta und Bernd Roos ist der Bundestrainer gezwungen worden, sein Team auf wichtigen Positionen umzubauen. Das Olympia-Team (Durchschnittsalter 29,5 Jahre) konnte auf die Erfahrung von 1863 Länderspielen bauen. Das WM-Team 2001 (Durchschnittsalter 27 Jahre) hinkt da mit gerade einmal 874 internationalen Einsätzen, was die Routine angeht, doch arg hinterher.

So muss Brand, zur aktiven Gummersbacher Zeit selbst ein Abwehrspezialist, auf die Schnelle einen komplett neuen Mittelblock für die 6:0-Abwehr installieren. Und so muss man sich erst an die neuen Namen wie Mark Dragunski, Jan-Olaf Immel, Frank von Behren oder auch Steffen Stiebler in der zentralen Deckungs-Position noch gewöhnen. "Hier müssen wir noch jede Möglichkeit zum Training nutzen", sagt Brand.

Zwischen den Pfosten hat der DHB-Coach zuletzt mit Chrischa Hannawald einen neuen Keeper getestet. Und der Essener mit dem großen Kämpferherzen fügte sich ohne Probleme ins deutsche Team ein. Da sich auch Henning Fritz und Christian Ramota in der bisherigen Vorbereitung (Platz eins beim Turnier in Balingen) in WM-Form zeigten, überlegt Brand, anders als bei Olympia mit drei Schlussleuten zur WM zu reisen. "Mit der endgültige Entscheidung werde ich mir aber noch etwas Zeit lassen."

Aber vielleicht hilft ihm dabei auch ein wenig Hexerei. Schließlich hat Brand für den WM-Abschlusslehrgang in Oberkirch/Schwarzwald (17. bis 21. Januar) keinen Geringeren als den Hexer des deutschen Handballs, Andreas Thiel, als Torwarttrainer verpflichtet können. Der Rechtsanwalt aus Köln, der nach seiner aktiven Zeit die Torfrauen von Frauen-Bundesligist Bayer Leverkusen in der Kunst des Ballhaltens unterrichtet, soll seinen Nachfolgern im deutschen Tor den letzten Schliff verpassen.

Otto-Ulrich Bals

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false