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Handball-Rekordmeister: Befreiungsschlag in Kiel

Die Gesellschafter des Handball-Rekordmeisters THW Kiel ziehen sich zurück - sie weichen dem öffentlichen Druck wegen der Manipulations-Affäre.

Die Versammlung war bereits beendet. Doch die Verantwortlichen beim Handball-Rekordmeister THW Kiel feilten am Dienstagabend noch eine Stunde lang an dem zweiseitigen Papier; offenbar ging es einigen Beteiligten darum, nicht das Gesicht zu verlieren. Der Titel der Erklärung klingt unspektakulär („Strukturänderung beim THW Kiel“), aber in Wirklichkeit beschreibt das Papier eine Revolution: Nach Uwe Schwenker, der 17 Jahre lang als Geschäftsführer den großen Erfolg des Rekordmeisters verkörperte, weichen nun auch die fünf Gesellschafter dem öffentlichen Druck. Sie, die in der „THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co. KG“ bislang alle Entscheidungen trafen, ziehen damit ebenfalls Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Spiele, der seit März die Handball-Welt erschüttert. In Zukunft bestimmen Finanziers weitgehend die Geschicke des Klubs.

Während Noch-THW-Gesellschafter Georg Wegner mit brüchiger Stimme das Papier verlas, lächelte Ulrich Rüther. „Ich stehe hier, um zu dokumentieren, dass der Hauptsponsor des Klubs diese Umstrukturierung voll unterstützt“, sagte der Vorstandschef des Versicherers Provinzial, der seit 1978 den THW als Hauptsponsor unterstützt. Rüther hatte in den vergangenen Wochen klar erkennen lassen, dass er den Aufklärungswillen Schwenkers und der Gesellschafter für mangelhaft hält. Die Übereinkunft, die nun Gesellschafter, Kommanditisten und Sponsoren getroffen haben, deklarierte er als „Befreiungsschlag nach all den Geschehnissen der Vergangenheit“.

Aber noch immer ist unklar, was passiert ist mit jenen 152 000 Euro, die 2007 und 2008 von THW-Konten geflossen sind. Etwa, ob dieses Geld tatsächlich, wie die Kieler Staatsanwaltschaft vermutet, benutzt wurde, um über Schiedsrichterbestechung Spiele in der Champions League zu verschieben. Schwenker wird Untreue vorgeworfen, dem damaligen Trainer Noka Serdarusic Beihilfe zur Untreue, beide bestreiten die Vorwürfe.

Unklar ist ebenfalls, ob einige der fünf THW-Gesellschafter von diesen möglichen Transaktionen wussten und sie gar billigten. Die Entscheidung, auf ihren Einfluss zu verzichten, wird nun sicher als Schuldeingeständnis gewertet. Jeder wisse doch, dass Schiedsrichterbestechung im internationalen Handball an der Tagesordnung sei, erklärte ein Kommanditist am Dienstag, aber, ja, Schwenker habe zuletzt Grenzen überschritten.

Mit dem Abdanken der Gesellschafter verliert Schwenker endgültig seinen Rückhalt. Sollte der 50-Jährige gehofft haben, nach Ende seiner Dienstzeit am 30. Juni 2009 dem Klub in Beraterfunktion zur Verfügung stehen zu können, so haben sich diese Hoffnungen zerschlagen.

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