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© dpa

Handball-WM: An die Substanz

Deutschlands Handballer holen beim 35:35-Unentschieden gegen Serbien einen hohen Rückstand auf und ärgern sich am Ende doch über das Ergebnis.

Einige deutsche Handballer blickten entsetzt auf das Spielfeld, andere warfen ihre Handtücher wütend auf den Boden. Bundestrainer Heiner Brand bewahrte als Einziger die Fassung, er rief das Team des Weltmeister schon einige Sekunden nach Abpfiff zusammen. Die Profis bildeten einen Kreis nach dem 35:35 (16:19)-Remis gegen Serbien, das sich wie eine Niederlage anfühlte. Schließlich hatte fünf Sekunden vor Schluss Mladen Bojinovic im ersten Hauptrundenspiel der WM im kroatischen Zadar doch noch den Ausgleich erzielt. „Ein Sieg war möglich, wäre aber vielleicht zu viel des Guten gewesen. Das war aufgrund des Spielverlaufes ein gerechtes Ergebnis“, sagte Brand. „Die Mannschaft hat über den Kampf einen hohen Rückstand aufgeholt, darüber freue ich mich.“

Mit nun 5:1-Punkten bleibt der Titelverteidiger ungeschlagen und besitzt vor der heutigen Partie gegen Norwegen (17.30 Uhr, live bei RTL) weiterhin gute Chancen auf das Erreichen des Halbfinals. Bester deutscher Werfer war der überragende Torsten Jansen mit zehn Toren. „Wie wir gespielt haben, müssen wir mit einem Punkt zufrieden sein“, sagte der 31-Jährige. „Im Angriff hatten wir eine katastrophale Quote.“ Insbesondere der Rückraum des serbischen Außenseiters hatte zunächst Akzente gesetzt. Die deutsche Abwehr um Oliver Roggisch reagierte zu Beginn ratlos auf die schlichten, aber effektiven serbischen Spielkonzepte. Hinzu kam, dass Torwart Johannes Bitter keinen Ball zu fassen bekam. Die Quote der deutschen Keeper wurde auch nicht besser, als Brand es nach zehn Minuten mit Carsten Lichtlein versuchte. Am Ende hatten die deutschen Torhüter lediglich zehn Prozent der serbischen Würfe abwehren können.

Die Serben erzwangen beim Stand von 14:8 fast schon eine Vorentscheidung – auch der deutsche Angriff, in dem Pascal Hens kaum zum Zuge kam, leistete sich einfach zu viele Fehler. Und Christian Schöne, Held des Sieges gegen Mazedonien, scheiterte bis zur Pause sechsmal an den serbischen Torhütern. „Das war nicht sein Tag“, sagte Brand. „Aber das gibt es im Sport, er sollte nicht darüber nachdenken.“ Alles, was beim klaren Sieg gegen Polen (30:23) am Donnerstag noch funktioniert hatte, schien nun schief zu laufen. Allein der routinierte Jansen hielt seine Mannschaft im Spiel und stemmte sich gegen die Niederlage. Erst in den letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit stabilisierte sich die deutsche Deckung etwas, und nun traf endlich auch der Angriff. Als Regisseur Michael Kraus das 13:16 erzielte, war der Weltmeister wieder dran. Zwei Glanzparaden von Bitter nährten beim Pausenstand von 16:19 die deutschen Hoffnungen.

In den ersten sechs Minuten nach der Pause fielen kaum Tore – bis das deutsche Team in Unterzahl stärker wurde. Vier Tore erzielte das Team im Spiel Fünf gegen Sechs bis zum 21:22, Holger Glandorf konnte anschließend ausgleichen. Schöne schoss Deutschland sogar 27:25 in Führung, die Spieler auf der deutschen Bank jubelten. Doch die Serben konterten noch einmal, es wurde hektisch, ehe Bojinovic die Deutschen mit dem letzten Wurf schockte. „Man wird jetzt sehen müssen, wie viel Substanz dieses Spiel gekostet hat“, sagte Heiner Brand mit Blick auf das heutige Spiel gegen Norwegen.

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