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Siegerfaust. Emily Bölk steht mit den deutschen Handballerinnen in der WM-Hauptrunde.

© Marco Wolf/Imago

Handball-WM der Frauen in Japan: Emily Bölk – vom größten Talent zur absoluten Leistungsträgerin

Sie ist mit 21 schon ein Gesicht des deutschen Handballs: Bei der Weltmeisterschaft kann Emily Bölk in die großen Fußstapfen ihrer Mutter treten.

Das Thema WM-Titel ist für Emily Bölk nicht neu. Nur wird die deutsche Handball-Nationalspielerin bei der Weltmeisterschaft in Japan derzeit immer wieder daran erinnert. Schließlich war Mutter Andrea vor 26 Jahren beim bislang letzten Triumph dabei. „Meine Mama kann sich nicht zügeln, mir ein paar Tipps zu geben“, sagt Emily Bölk. „Sie schaut sich alle WM-Spiele aus unserer Gruppe an.“ Das wird beim Duell der Deutschen mit Welt- und Europameister Frankreich am Mittwoch (11 Uhr/Sportdeutschland.tv) nicht anders sein.

Dabei steht der französische Top-Favorit schon gehörig unter Druck. Bereits zweimal patzten die Französinnen, verloren gegen Asien-Meister Südkorea und spielten nur remis gegen Südamerika-Meister Brasilien. Für Bölk ein klares Zeichen dafür, dass „in unserer Gruppe jeder jeden schlagen kann“ – ausgenommen Außenseiter Australien. „Da wird niemand durchmarschieren“, sagt die 21-Jährige. Allerdings sind die Deutschen derzeit auf dem besten Weg dahin. Nach dem dritten Sieg im dritten Spiel beim 26:25 gegen Dänemark am Dienstag stehen die Deutschen bereits überraschend früh in der Hauptrunde.

Emily Bölk legt eine Bilderbuch-Karriere hin

Und einen großen Anteil daran hat Emily Bölk. Die 1,82 Meter große Rückraumspielerin hat sich vom größten deutschen Talent längst zur absoluten Leistungsträgerin entwickelt, mit ihren wuchtigen Würfen und trickreichen Anspielen sowie als Teil des starken Abwehrblocks. Sie ist eines der Gesichter des Umbruchs, der nach der WM im eigenen Land vor zwei Jahren mit Trainer Henk Groener vollzogen wurde. „Die Rolle gefällt mir“, sagt Bölk. „Mit meiner Entwicklung bin ich zufrieden, wobei der Druck natürlich wächst.“ Druck, den sie sich mit ihrer Bilderbuch-Karriere bisher hart erarbeitet hat.

Ihre Handballkarriere war früh vorbestimmt. Immerhin hat nicht nur ihre Mutter eine Profi-Vergangenheit, sondern auch Vater und Großmutter. Zwar ist sie mit Letzterer während des Turniers nicht so viel in Kontakt wie mit ihrer Mutter. Doch: „Sie ist Feuer und Flamme und fast aufgeregter als ich“, sagt Bölk. Schließlich weiß auch sie, was ihre Enkelin mit ihren jungen Jahren schon erreicht hat.

Mit 16 Jahren gab sie ihr Debüt in der Bundesliga – ein Jahr, nachdem sie als beste Nachwuchsspielerin Deutschlands ausgezeichnet worden war. Längst galt sie als Versprechen für die Zukunft. Sie gewann gleich in ihrer ersten Profisaison den DHB-Pokal mit dem Buxtehuder SV, bei dem sie alle Jugendteams durchlief. Bis heute kommen noch zwei weitere Pokalsiege dazu, der letzte im Sommer mit ihrem jetzigen Klub Thüringer HC.

Mit Wucht. Emily Bölk ist aus dem Rückraum kaum zu stoppen.
Mit Wucht. Emily Bölk ist aus dem Rückraum kaum zu stoppen.

© Marco Wolf/dpa

Vor vier Jahren debütierte sie als 18-Jährige im Nationalteam. Seitdem hat sie an jedem großen Turnier teilgenommen, die WM in Japan ist bereits ihr viertes in Serie. „Ich profitiere auf jeden Fall von meiner Erfahrung“, sagt Emily Bölk, die innerhalb des Teams nur „Emmy“ gerufen wird. Sie ist eine von nur fünf Spielerinnen, die schon vor zwei Jahren dabei waren. Ein Vorteil? „Ja, die Nervosität legt sich schneller. Ich bin nicht mehr so zittrig wie vor zwei Jahren“, sagt Bölk, die sich damals kurz vor Turnierstart verletzte und nur wenig spielen konnte.

Das soll sich in Japan ändern. Profitieren könnten Bölk und Co. nun ausgerechnet davon, dass andere Mitfavoriten verletzungsgeschwächt sind – beispielsweise Norwegen und die Niederlande. Außerdem spielen die Deutschen konstanter als in den vergangenen Jahren, haben keine „Wellentäler“, wie Bölk es formuliert. So kommen sie dem Ziel, im Olympia-Rennen zu bleiben, immer näher. „Wenn wir viele Punkte mitnehmen in die Hauptrunde, ist alles offen“, sagt Bölk. „Dann können wir uns Chancen ausmalen aufs Halbfinale.“ Damit sollten die Deutschen schon gegen Frankreich weitermachen.

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