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Handball-WM: Deutschland im Finale

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat sich in einem wahren Halbfinal-Krimi gegen Frankreich mit 32:31 nach Verlängerung durchgesetzt. Im Finale trifft das deutsche Team auf Polen.

Köln - Die deutschen Handballer greifen nach einem Zittersieg gegen Frankreich mit einer dramatischen Verlängerung in zwei Akten nach dem WM-Titel. Dank eines 32:31-Erfolgs gegen den Europameister in einem an Spannung kaum zu überbietenden Halbfinale stürmte die Mannschaft von Bundestrainer Heiner Brand am Donnerstag ins Endspiel der Weltmeisterschaft und darf weiter vom dritten WM-Gold nach 1938 und 1978 träumen. Im finalen Spiel am Sonntag heißt der Gegner Dänemark oder Polen, das den Deutschen in der Vorrunde die einzige Niederlage zugefügt hatte. Das bronzene "Sommermärchen" der deutschen Fußballer haben die Handballer schon jetzt getoppt.

"Damit konnten wir vor zwei Wochen nicht rechnen. Ich habe es genossen", sagte Brand. Mit einer neuerlichen Energieleistung kämpfte der WM-Gastgeber die Franzosen nieder, die schon in der Hauptrunde vor fünf Tagen mit 26:29 das Nachsehen gehabt hatten. In der Revanche für das Halbfinale bei der EM 2002 fehlte der deutschen Mannschaft vor allem in der zweiten Halbzeit lange die nötige Treffsicherheit. Doch der Gegner konnte diese Schwäche nicht nutzen und musste fünf Sekunden vor dem Ende den Ausgleich durch den Lemgoer Kapitän Markus Baur hinnehmen, der nach auskurierter Wadenzerrung wieder mitmachen konnte und dank seiner Nervenstärke die Verlängerung buchte.

Fritz "Mann des Spiels"

Vor den Augen von Bundespräsident Horst Köhler und den 19.000 enthusiastischen Zuschauern in der abermals ausverkauften Kölnarena stand die Partie auch in der Nachspielzeit auf des Messers Schneide. "Wir gewinnen mit einem Tor Unterschied", hatte Köhler zwar schon in der Halbzeit gemutmaßt. Doch erst als der nervenstarke Baur 65 Sekunden vor dem Ende der zweiten fünfminütigen Verlängerung mit einem Siebenmeter die 32:31-Führung schaffte und der zum Mann des Spiels gewählte Fritz abermals sensationell hielt, war der Handball-Krimi mit einem Happy End vorbei.

Mit La-Ola-Wellen und minutenlangen Ovationen feierten die Zuschauer ihre WM-Helden, die sich erschöpft in den Armen lagen und ihr Glück kaum fassen konnten. "Finale - Finale" hallte es durch die Arena. Beste Werfer der deutschen Mannschaft waren Baur (5/4) und der Nordhorner Holger Glandorf (5) sowie der Hamburger Pascal Hens und der Lemgoer Florian Kehrmann (beide 4). Der Gummersbacher Bundesliga-Legionär Daniel Narcisse (8) sowie der Kieler Nikola Karabatic und der Magdeburger Joel Abati (beide 6) trafen für Frankreich am besten.

Nach seiner Verletzungspause nahm Baur zunächst auf der Bank Platz. Nach seinen zuletzt überzeugenden Auftritten erhielt erneut der Göppinger Shooting-Star Michael Kraus den Vorzug auf der Spielmacher-Position und führte sich mit zwei Treffern zum 2:1 (7. Minute) glänzend ein. Verzichten musste Brand hingegen auf Sebastian Preiß. Der Kreisläufer aus Lemgo fiel wegen einer Oberschenkelblessur aus, die er sich zwei Tage zuvor im Viertelfinale gegen Spanien zugezogen hatte. Für ihn rückte sowohl in der Deckung als auch in der Offensive der bullige Andrej Klimowets aus Kronau/Östringen in die Mannschaft des Deutschen Handballbundes (DHB).

Schwächen im Abschluss

Schon in den Anfangsminuten peitschten die Fans ihre WM-Helden mit Sprechchören und Gesängen nach vorn. Das spornte die Gastgeber zu einer abermals tadellosen Leistung in der Abwehr an. Dahinter hielt Schlussmann Henning Fritz zahlreiche schwere Bälle, so dass die deutsche Mannschaft immer wieder zu Ballgewinnen kam. Allerdings ließ im Vergleich zum Hauptrunden-Sieg die Wurfeffektivität zu wünschen übrig. Ohne Not warfen Pascal Hens & Co. mehrmals über das französische Gehäuse oder daran vorbei. Von 26 Würfen landeten bis zur Pause nur 11 im Ziel.

So schwand der 3:1-Vorsprung (8.) Tor um Tor und war beim 5:5 (16.) aufgebraucht, beim 5:6 zwei Minuten später geriet die deutsche Mannschaft gar erstmals ins Hintertreffen. Vor allem Frankreichs Rückraum-Ass Karabatic traf ein ums andere Mal und markierte bis zum 9:9 (26.) fünf Treffer. Danach kam Baur für Kraus aufs Parkett, um das mitunter hektische deutsche Spiel zu ordnen.

Im Tollhaus am Rhein mobilisierte die DHB-Auswahl auch in der zweiten Halbzeit alle Kräfte. Mit unbändigem Willen und dem famosen Fritz als Rückhalt im Tor hielten die deutschen Spieler mit. Das Hin und Her setzte sich auch in der Verlängerung fort. In den ersten fünf Minuten gelang es keiner der beiden Mannschaften einen Vorteil heraus zu holen. 27:27 stand es nach der ersten Sonderschicht - und das Zittern ging weiter. Im zweiten Durchgang änderte sich nichts. Nur das glücklichere Ende hatten dank Baurs Treffsicherheit vom Siebenmeter-Punkt und Teufelskerl Fritz' das deutsche Team. (Von Martin Kloth und Heinz Büse, dpa)

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