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Deutschlands Paul Drux (r) und Patrick Groetzki in Aktion gegen Spaniens Viran Morros

© dpa/Marius Becker

Handball-WM 2019: DHB-Team zieht ungeschlagen ins Halbfinale ein

Nach einer Viertelstunde eröffnete Bundestrainer Prokop seine Rotation. Zum sechsten Sieg im achten Turnierspiel reichte es gegen Spanien recht locker.

Patrick Groetzki konnte einem dieser Tage fast ein bisschen leidtun. Seit knapp zwei Wochen rauschen seine Teamkollegen aus der Handball-Nationalmannschaft nun schon durch die Weltmeisterschaft, in den ersten acht Begegnungen blieben sie ohne Niederlage – und fast jeder durfte sich mal in den Vordergrund spielen.

Nur bei Patrick Groetzki lief es überhaupt nicht: neun Tore waren dem Rechtsaußen von den Rhein-Neckar Löwen bis Mittwoch erst gelungen – eine enttäuschende Ausbeute für einen Klassemann wie ihn. Womöglich lag das auch daran, dass der 29-Jährige als einer von wenigen im Kader fast komplett durchgespielt hatte. Wechseloptionen auf seiner Planstelle gibt es ja nicht: Groetzki ist der einzige gelernte Rechtsaußen im Aufgebot.

Am Mittwochabend bekam auch Groetzki nach einer Halbzeit mit zwei Treffern bei zwei Versuchen endlich seine wohlverdiente Verschnaufpause – es war eine symbolische Szene, die perfekt zum Spiel passte. Abgesehen vom angeschlagenen Steffen Weinhold hatte Bundestrainer Christian Prokop bereits nach 30 Minuten alle Nominierten getauscht – eine Seltenheit im Handball. Andererseits ging es im abschließenden Hauptrundenspiel gegen Spanien um nichts mehr für den Gastgeber, der schon vor dem Anpfiff als Halbfinalteilnehmer feststand.

Auch für die Spanier besaß das Duell bestenfalls statistischen Wert. Nach 60 unterhaltsamen und torreichen Minuten stand schließlich ein 31:30 (17:16)-Sieg für Deutschlands Nationalmannschaft auf dem riesigen Videowürfel in der mit 19250 Zuschauern ausverkauften Arena von Köln. Damit geht Prokops Auswahl als Tabellenerster der Hauptrundengruppe I in die nächste Runde, in der am Freitag in Hamburg die Vertretung aus Norwegen (Beginn 20.30 Uhr, live in der ARD) wartet. Das andere Halbfinale bestreiten Dänemark und Frankreich.

Silvio Heinevetter zeigte einige starke Paraden

Die Deutschen begannen vor prächtiger Kulisse unkonzentriert und fahrig; in ihren ersten beiden Angriffssequenzen warfen sie leichtfertig den Ball weg. Nach der Abreise des verletzten Spielmachers Martin Strobel versuchte es der Bundestrainer zunächst mit Paul Drux auf der Rückraum-Mitte. Später durfte der für Strobel nachnominierte Tim Sutton unter Beweis stellen, dass er im weiteren Turnierverlauf eine echte Bereicherung sein kann. Insgesamt gelangen ihm vier Tore und ein paar hübsche Anspiele, die seine Nebenleute gut aussehen ließen.

Passend zum Spielort in Köln entwickelte sich die Begegnung – wie erwartet – zu einer besseren Karnevalsveranstaltung: Beide Teams legten keinen großen Wert auf die Defensive, niemand wollte sich unnötig wehtun oder gar verletzen. Die Zuschauer in Köln kamen trotzdem auf ihre Kosten: beide Teams zeigten ein paar hübsche Kabinettstücken – vom Rückhandpass bis zu ausgefallenen Trickwürfen. Der vielleicht schönste Treffer gelang Kapitän Uwe Gensheimer per Kempa-Trick zum zwischenzeitlichen 3:1.

Nach einer Viertelstunde eröffnete Prokop seine Rotation: er wechselte Torhüter Silvio Heinevetter für Andreas Wolff ein, dem ein paar Bälle durchrutschten, die er normalerweise hält. Für Kapitän Gensheimer kam Matthias Musche, für Fabian Wiede kam Kai Häfner, für Hendrik Pekeler brachte er Jannik Kohlbacher und für Steffen Fäth Fabian Böhm.

Es war offensichtlich, dass die Gedanken des Bundestrainers schon um das Halbfinale kreisten. Eine Erkenntnis der letzten großen Handball-Turniere lautet bekanntlich: eine ausgeglichene Mannschaft, die sich ihre Kräfte gut einteilt, darf sich stets berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen. Zur Pause führten die Deutschen mit 17:16. Zum Vergleich: In der Abwehrschlacht gegen Weltmeister Frankreich in der Vorrunde waren zur Pause lediglich 18 Treffer gefallen.

Nach dem Seitenwechsel hatten die deutschen Nationalspieler große Freude daran, die Besucher in Köln, die sie an drei Wettkampftagen so enthusiastisch nach vorn gepeitscht hatten, noch einmal richtig zu bespaßen. Silvio Heinevetter zeigte einige starke Paraden und leitete damit einfache Tempogegenstoßtore ein, die bei dieser Weltmeisterschaft erfahrungsgemäß besonders laut gefeiert werden. Als Jannik Kohlbacher zum 30:28 vollendete, war der sechste Sieg der deutschen Mannschaft im achten Turnierspiel endgültig perfekt. Erfolgreichste Werfer waren auf deutscher Seite Fabian Böhm (5 Tore) sowie auf spanischer Seite Ferran Sala (8).

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