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Handball-WM: Exoten genießen die Atmosphäre

Kein Sieg, kaum Tore - aber jede Menge Inspiration. Rein sportlich gab es für Australien bei der WM nichts zu holen. Und doch genießen Trainer Morten Fjeldstad und seine Spieler jeden Auftritt in vollen Zügen.

Halle/Westfalen - Selbst beim 25:34 (12:16) im Duell der Handball-Zwerge gegen Grönland in Halle/Westfalen ging die Mannschaft vom fünften Kontinent leer aus. Die Atmosphäre zum Auftakt der Trostrunde um den Presidents Cup im Gerry Weber Stadion verhalf den "Aussies" aber locker über die vierte WM-Schlappe in Serie hinweg. "Wir sind die Weltmeister der Herzen", sagte Australiens norwegischer Coach Fjeldstad, der sich als "Handball-Missionar" sieht. Mit einem Lächeln kommentierte er die jüngste Niederlage: "Ich dachte, beide Mannschaften wären in etwa auf einem Level. Aber die Grönländer waren einfach besser."

Jeweils über 7000 Zuschauer bei den Spielen in Magdeburg und Halle/Westfalen verhalfen dem WM-Prügelknaben zu ungewohnten Erfahrungen. Schon beim Abschied aus Madgeburg hatte sich Fjeldstad überschwänglich bei den Zuschauern für deren Unterstützung bedankt. "Ich habe an noch keinem anderen Ort der Welt Fans wie Euch getroffen. Ihr habt mein Team inspiriert, noch härter zu arbeiten, damit wir uns wiedersehen können."

"Nur beim Handball hapert es"

Handball ist am anderen Ende der Welt alles andere als Nationalsport. Es gibt gerade mal 1000 Aktive. Um die WM miterleben zu dürfen, musste jeder Spieler rund 10.000 Euro aus der Privatschatulle zahlen - ein teures Vergnügen. Die ernüchternde WM-Bilanz mit bisher 73:163 Toren haben die Australier gut verkraftet - zumindest im Kopf. Dafür sorgt Psychologe Christen Thomsen. "Die Jungs sind richtig locker drauf, nur beim Handball hapert es ein wenig", sagte der Mentalcoach.

Viele WM-Fahrer spielen erst seit kurzer Zeit Handball. Andere wie Torhüter Ognjen Latinovic, Michael Thomas oder Bevan Calvert sind mittlerweile in Dänemark untergekommen. Dort sind auch, einige der insgesamt 2000 grönländischen Handballer aktiv. Allen voran der junge Angutimmarik Kreutzmann. Der 18-jährige Schüler, dessen Vater in der Volleyball-Auswahl spielt, besticht mit enormem Sprungvermögen und großem Wurfrepertoire. "Ich träume davon, einmal Profi zu werden", sagte der Nachfahre von Inuits, der beim Nachwuchs von Silkeborg spielt und beim insgesamt zweiten WM-Sieg seines Landes mit 15 Toren auch noch den diesjährigen WM-Rekord einstellte.

In Grönland hätte er dazu kaum Gelegenheit, denn eine Liga gibt es auf Grund der großen Entfernungen nicht. Der Nachbarort von Kreutzmanns Heimatstadt Manitsoq liegt 800 Kilometer entfernt. Viele Städte sind nur per Boot erreichbar. Liebend gern wären die "Exoten aus dem Eis" bei der nächsten WM 2009 in Kroatien zum vierten Mal dabei. "Wir sind unheimlich stolz auf unseren Sieg", sagte Trainer Jakob Andreasen, "schließlich kommt es bei uns nicht oft vor, dass wir gewinnen."

(Von Frank Kastner und Heinz Büse, dpa)

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