zum Hauptinhalt
Abschied von Berlin. Die deutschen Spieler nach dem Sieg gegen Serbien.

© John MacDougall/AFP

Handball-WM 2019: In Köln geht es nun richtig los

Die deutschen Handballer verlassen Berlin mit einem guten Gefühl und freuen sich auf die Kölnarena und die nächsten wichtigen Spiele.

Die Nacht zu Freitag war kurz, sehr kurz sogar. In der Arena am Berliner Ostbahnhof gingen die Lichter gar nicht erst aus, das Hallenpersonal legte Sonderschichten ein. Die Fahnen der 24 für die Handball-Weltmeisterschaft qualifizierten Länder mussten entfernt werden, ebenso das riesige Logo des Turniers – und natürlich der Müll, den 13 500 Zuschauer verursacht hatten. Vor allem aber ging es darum, den Belag des Spielfeldes schnellstmöglich abzutragen. Keine 24 Stunden nach dem letzten WM-Vorrundenspiel fand das DEL-Spiel der Eisbären in der Arena statt.

Rein optisch ist die Handball-WM also bereits verschwunden aus Berlin. Trotzdem werden viele positive Erinnerungen bleiben an die zurückliegenden acht Turniertage. „Ich bin unfassbar froh und stolz, dass wir in Berlin so eine tolle Atmosphäre hatten“, sagte Nationalspieler Paul Drux, der nun seit acht Jahren in Berlin für die Füchse spielt. Jetzt geht es für ihn und seine Kollegen nach Köln, knapp 50 Kilometer von seinem Elternhaus in Gummersbach entfernt. Die anderen Beteiligten aus dem Nationalteam lobten die Atmosphäre und den Zuspruch der ersten Turnierwoche ebenfalls. „Ich gehe davon aus, dass die Zuschauer in Köln genauso viel Gas geben wie hier. Dann lassen wir uns einfach weiter tragen“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer. „Ich bin froh, dass ich das mit 32 Jahren auf dem Höhepunkt meiner Karriere erleben darf.“

Auf die Torhüter wird es in den nächsten Spielen ankommen

Am Donnerstagabend gab es beim letzten Spiel gegen Serbien lediglich in der Schlussphase von den Rängen deutlich vernehmbare Pfiffe, als die Deutschen mit einer Zehn-Tore-Führung im Rücken ihren Torhüter zugunsten eines siebten Feldspielers opferten und nach leichtfertigen Ballverlusten drei Treffer ins leere Tor kassierten. Womöglich war manchem Besucher das Unentschieden gegen Weltmeister Frankreich zwei Tage zuvor zu Kopf gestiegen. „Wann soll ich das testen, wenn nicht heute?“, fragte Bundestrainer Christian Prokop. Sein Blick richtete sich bereits nach vorn, auf die nächsten Aufgaben – und die haben es in sich.

An diesem Samstag trifft seine Mannschaft in der Kölnarena zunächst auf den vermeintlich leichtesten Hauptrundengegner, den Drittplatzierten der Gruppe B: Island (Beginn 20.30 Uhr, live in der ARD). Es folgen die Duelle gegen Europameister Spanien am Montag (20.30 Uhr/ZDF) und die bislang verlustpunktfreien Kroaten am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD). In der Vorrunde saßen zwischen sechs und zehn Millionen Menschen vor den Bildschirmen, der Marktanteil betrug in der Spitze 30 Prozent. „Wenn ich mir ansehe, wie unsere Mannschaft gespielt und wie sie begeistert hat, frage ich mich immer: Was machen eigentlich die anderen 70 Prozent?“, sagte DHB-Vizepräsident Bob Hanning mit gewohnt spitzer Zunge.

Im Gegenzug lobte Hanning Mannschaft und Trainer für die Tatsache, das bedeutungslose letzte Vorrundenspiel sinnvoll genutzt zu haben. „Obwohl es um nichts mehr ging, war das ein wichtiges Spiel für uns, weil wir es geschafft haben, noch mehr Spieler in die WM mitzunehmen“, sagte er, „für Silvio Heinevetter war es ja eine Art Eröffnungsspiel.“ Der Keeper der Füchse stand zum ersten Mal im Turnier von Beginn an im Tor und musste nur einmal ganz kurz für einen Siebenmeter Platz machen und Andreas Wolff den Vortritt lassen. Auf die Torhüter und ihr Zusammenspiel mit der Defensive wird es in den nächsten Spielen ankommen. „Wir haben die stärkste Abwehr der Welt, darauf müssen wir unser Spiel aufbauen“, sagte Hanning. Jetzt gilt es für das Nationalteam, diesen Nachweis zu erbringen.

Zur Startseite