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Handballspieler Pascal Hens: "Ich kann das wegstecken"

Pascal Hens über harte Fouls, die Hierarchie in der deutschen Mannschaft und das Ziel bei der WM.

Beim Aufschwung des deutschen Handballs im letzten Jahrzehnt zählte Pascal Hens zu den Schlüsselfiguren. Blieb der 2,03 Meter große Rückraumstar des HSV Hamburg unverletzt, gewann die deutsche Mannschaft zumeist eine Medaille, zuletzt beim Weltmeistertitel 2007 in Deutschland. Als „Pommes“, wie Hens in der Mannschaft nur genannt wird, bei den letzten zwei Höhepunkten nicht dabei war, fehlten dem deutschen Spiel die einfachen Tore. Wie beim neunten Platz bei den Olympischen Spielen in Peking, als sich Hens in der Vorrunde verletzte. Nach den Rücktritten zahlreicher Spieler und dem von Bundestrainer eingeleiteten personellen Umbruch besitzt der 28-jährige Rechtshänder die größte Erfahrung im Team des Weltmeisters, das derzeit in Kroatien den Titel verteidigt. Gegen Mazedonien (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe beendet) bestritt Pascal Hens am Mittwoch sein 160. Länderspiel.

Herr Hens, Sie hatten eine schwierige Vorbereitung, nach Ihrem auskurierten Schienbeinkopfbruch konnten Sie kaum trainieren. Wie geht es Ihnen nach den ersten drei Spielen der Weltmeisterschaft?

Es ist alles okay. Momentan läuft es ganz gut. Das Knie ist in Ordnung, ich kann mich aktuell nicht beschweren. Aber mir ist auch klar, dass es noch ein langes Turnier werden wird. Wer weiß, was noch alles kommt.

In den bisherigen Spielen sind Sie heftig von Ihren Gegnern attackiert worden. Oft lagen Sie am Boden. Geht es bei dieser Weltmeisterschaft besonders hart zu?

Nein, das glaube ich nicht. Das ist eher die Normalität. Wenn man als Rückraumspieler voll in die Deckung hineinspringt, dann bekommt man natürlich auch mal einen mit. Klar ist es so, dass nun, da die Mannschaft sich stark verjüngt hat, die Gegner mir noch etwas mehr zusetzen. Aber das kann ich wegstecken. Solange es für den Gegner wenigstens eine Zeitstrafe gibt, bringt es ja auch was.

Sie sprechen es an: Das Team ist sehr jung. Hat sich dadurch Ihre Rolle verändert?

Es ist eigentlich die gleiche Rolle wie in meinem Klub HSV. Auch da bin ich ja Vizekapitän und muss Verantwortung für das Team übernehmen.

Aber Sie stimmen schon zu, dass sich die Hierarchien in der Nationalmannschaft verschoben haben?

Klar sind jetzt viele junge Leute dabei, denen die internationale Erfahrung etwas fehlt, die vielleicht sogar ihr erstes Turnier spielen. Natürlich gucken diese Jungs dann auf die Profis, die schon einige Jahre dabei sind. Mit ist bewusst, dass ich hier in Kroatien als Vorbild fungiere. Ich sorge für gute Stimmung, und natürlich versuche ich, die jungen Leute auf dem Spielfeld nach vorne zu treiben. Doch das ist nach einem Umbruch, wie Bundestrainer Heiner Brand ihn nach den Olympischen Spielen umgesetzt hat, völlig normal. Natürlich weiß ich, dass ich vorneweg gehen und den jungen Leuten zeigen muss, wo der Weg langgeht.

Bundestrainer Heiner Brand hat den Rechtsaußen Christian Schöne nachnominiert. Hat er das mit dem Mannschaftsrat, also mit Ihnen, Torsten Jansen, Michael Kraus und Johannes Bitter abgestimmt?

Heiner geht da schon auf uns zu und spricht mit uns. Seitdem die ältere Garde weg ist, kommt er natürlich auch vermehrt zu uns und bindet uns ein. Er ist da kein Diktator, sondern er will unsere Meinung dazu wissen. Das hat sich nach dem Umbruch nicht geändert.

Sie stehen mitten im Turnier. Ist es zu verwegen, bereits ein konkretes Ziel formulieren?

Wir wollen immer von Spiel zu Spiel denken. Wir wissen, dass es ein anderes Turnier ist mit so vielen jungen Leuten. Momentan läuft es eigentlich ganz gut. Wir haben zwar im ersten Spiel den Punkt gegen die Russen leider abgegeben. Aber insgesamt spielen wir viel besser als noch in der Vorbereitung in Spanien. Wir müssen einfach so weitermachen, dann ist auch der Bundestrainer zufrieden, glaube ich. Es passt derzeit. Ein Ziel zu formulieren, ist trotzdem noch leicht. Klar ist ja, dass wir nicht als Favorit gelten, obwohl wir Titelverteidiger sind. Alles ist relativ ungewiss. Aber ich bin optimistisch.

Welcher der jungen Spieler überrascht Sie am meisten?

Für Martin Strobel war es im ersten Spiel nicht ganz einfach, das Spiel zu ordnen, so ganz ohne Back-up. Das unbeschwerte Auftreten von Michael Müller ist toll. Wenn Holger Glandorf nicht trifft, kommt er rein und macht einfach sein Ding, so wie er es in Großwallstadt auch macht. Überhaupt finde ich es super, wie sich jeder in die Mannschaft einbringt. Jeder weiß um seine Aufgabe.

Das Gespräch führte Erik Eggers.

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