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Sport: Handeln statt reden

Die Bayern planen vor dem Spiel gegen Hamburg schon für die nächste Saison

Sepp Maier, Torwarttrainer von Bayern München, hatte in dieser Woche einmal seinen Hund dabei. Er ruft ihn: „Hund“. Und Lucio, der brasilianische Abwehrchef, äußerte sich zum Befinden seiner neu geborenen Tochter („ein braves, ruhiges Kind“). Doch darüber hinaus ist in diesen Tagen vor allem die Konsequenz der Bayern bemerkenswert, wenn es darum geht, sich zu nichts und niemandem zu äußern.

Eine kleine Auswahl der Gesprächsabsagen: „Es gibt nichts zu sagen. Wiederschaun!“ (Manager Uli Hoeneß nach der Niederlage gegen Stuttgart). Freundliches Kopfnicken (Ali Karimi). „Ich gebe jetzt keine Interviews.“ (Claudio Pizarro). Kopfschütteln (Andreas Görlitz). „Es gibt nichts zu erzählen“ (Michael Rensing). Absage der Teilnahme an einer Pressekonferenz (Daniel van Buyten). Geredet wurde nicht viel, seit dem 0:2 in Stuttgart, durch das die Erfüllung der Champions-League-Träume in weite Ferne gerückt ist. Aber gehandelt.

In der kommenden Spielzeit soll eine neue Mannschaft auf dem Platz stehen. Die Planungen dafür laufen unter Hochdruck. Sieben bis acht Neuzugänge hat Trainer Ottmar Hitzfeld im „Kicker“ angekündigt, mit Hamit Altintop, Jan Schlaudraff und José Ernesto Sosa stehen erst drei fest. Die „Hannoversche Neue Presse“ schreibt, dass Uli Hoeneß sich in Hannover mit Rafael van der Vaart vom Hamburger SV getroffen habe, und die Zeitung schreibt, es sei dort auch mit Miroslav Klose von Werder Bremen gesprochen worden. Die Kaderentwicklung bei den Bayern bleibt vorerst eine heimliche Angelegenheit. In diesen Tagen wird nur das Informationspflichtprogramm erfüllt: Lukas Podolski wurde gestern operiert. Er leidet an einer Knorpelabsprengung an der Wade und fällt zwei bis drei Monate aus. Valerien Ismael, der nach seinem Beinbruch gerade auf dem Weg zurück in die Mannschaft war, muss eine Nachoperation über sich ergehen lassen. Oliver Kahn, Owen Hargreaves und Mark van Bommel sind vor dem Bundesliga-Spiel am Samstag gegen den HSV angeschlagen.

Hitzfeld lockerte zur eher vagen Befriedigung des allgemeinen Informationsbedürfnisses das Schweigen. Das Schweigen der Mannschaft hat ihm zufolge damit zu tun, dass man sich auf Anderes als die Außendarstellung konzentriert: aufs Training. Er selbst sagte: „Ich gebe den Kampf noch nicht verloren“, und meinte den Kampf um Platz drei, der zur Qualifikation an der Champions League berechtigte – trotz fünf Punkten Rückstands auf Stuttgart. Hitzfeld selbst war schon öffentlich in die Kritik geraten, Oliver Kahn in der Presse zum Auslaufmodell und die Abwehr sinngemäß zum Schweizer Käse erklärt worden. „Es gibt so viele Geschichten“, sagte Hitzfeld, und das Stöhnen musste man sich dazu denken. Nur von den Bayern selbst gibt es eben keine.

Klaus Raab[München]

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