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Sport: Handeln unter Druck

Bundestrainer Brand vertraut für die Handball-WM den Ergänzungsspielern – mit drei Notvarianten

Am liebsten hätte Heiner Brand sein vorläufiges WM-Aufgebot am Sonntag heimlich erst eine Minute vor Mitternacht gemeldet. Als er jedoch in Leipzig schon nachmittags – nach dem 24:30 gegen Schweden – danach gefragt wurde, kam der Handball-Bundestrainer mit der Sprache heraus. „Ja, Christian Schwarzer gehört zu den 28 Spielern“, sagte er. „Stefan Kretzschmar auch, worauf ja die nächste Frage zielen würde.“ Beide hätten ihm zugesagt. Erst später wurde bekannt, dass Brand auch Torhüter Jan Holpert auf diese Liste gesetzt hatte.

Dem deutschen Coach war klar, welche Schlagzeilen dem folgen würden. Fragen nach ihrem Comeback hatte er schon geraume Zeit beantworten müssen. Dass dieses Trio längst aus der Nationalmannschaft verabschiedet wurde, spielte dabei kaum eine Rolle. Nach wie vor gehören diese drei in der Bundesliga zu den Leistungsträgern. So argumentierten vor allem jene, denen das Niveau der aktuellen Auswahlspieler nicht genügt. Selbst der Sechs-Tore-Erfolg im ersten der zwei Länderspiele gegen Schweden in Dessau änderte nichts daran. Im Gegenteil, der Handbruch von Rechtsaußen Florian Kehrmann aus Lemgo verschärfte die Lage noch. Gestern wurde der 29-Jährige erfolgreich operiert. Sollten keine Komplikationen auftreten, kann er in drei Wochen seine Hand wieder einsetzen und in sechs Wochen belasten. Dennoch kann auf die Notvariante für alle Eventualitäten nicht verzichtet werden.

Nach dem Olympiasilber von 2004 in Athen und dem Rücktritt von Kretzschmar und Schwarzer hatte Brand nie einen kontinuierlichen Neuaufbau vollziehen können. Vor jedem Höhepunkt fielen ihm wichtige Spieler aus. Und doch ist die Situation diesmal anders: Die WM im Januar im eigenen Land erzeugt einen besonderen Druck, Absolution ausgeschlossen. 28 Spieler hat Brand deshalb dem Weltverband gemeldet, für jede Position vier. Auf alle nur möglichen Szenarien ausgerichtet. Auch darauf, dass die WM in Deutschland die längste in der Handballgeschichte sein wird. Erst am 18. Januar 2007 muss Brand bei einer technischen Sitzung die 16 Aktiven benennen, die spielen werden.

Wenn sich bis dahin keine wichtigen Spieler mehr verletzen wie zuletzt Pascal Hens und Florian Kehrmann, so versichert der Bundestrainer, soll es auch kein Comeback der Schwarzer, Kretzschmar und Holpert geben. Brand meint, dass ihre Nominierung nicht seiner ursprünglichen Auffassung entspricht. Sie würde der Nationalmannschaft zwar kurzfristig bei der WM helfen, aber mit Blick auf Olympia 2008 eher schaden. Deshalb wird er auch am kommenden Mittwoch wieder, wenn Österreich in Dortmund vor über 12 000 Zuschauern der Gegner ist, den Wechselspielern auf den vakanten Positionen lange Einsatzzeiten geben. Schwarzer und Co. sind nicht dabei.

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