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Sport: Hang zum Leichtsinn

Wolfsburg beeindruckt im Pokal – und zittert doch

Wolfsburg - Kurz vor Schluss bot sich Kevin Hofland doch noch die Gelegenheit, auf die er so lange gewartet hatte. Schiedsrichter Perl hatte einen zweifelhaften Freistoß für Alemannia Aachen gepfiffen, und Hofland protestierte in seiner Eigenschaft als Kapitän des VfL Wolfsburg so heftig, dass er die Gelbe Karte bekam. Es war seine zweite in dieser Saison, und nach der zweiten, so hatte Kotrainer Robert Roelofsen dem Verteidiger vor dem Spiel gesagt, wäre er für die nächste Begegnung gesperrt. Anstatt nun deswegen besonders vorsichtig zu sein, legte es Hofland geradezu darauf an, das Halbfinale des DFB-Pokals zu verpassen – im Endspiel nämlich wäre er dann auf jeden Fall dabei.

Hoflands Einsatz stellte sich später als völlig überflüssig heraus, weil auch im DFB-Pokal erst der fünften Verwarnung eine Sperre folgt. Doch wenn es nicht Kevin Hofland gewesen wäre, der untadelige Kapitän, dieses Muster an Beständigkeit – man hätte seine Einstellung für geradezu typisch VfL halten müssen. Die Wolfsburger denken nämlich gerne schon an den zweiten Schritt, bevor sie den ersten getan haben, und wundern sich dann, warum sie so leicht ins Straucheln geraten. Das Viertelfinale gegen den Aufsteiger aus Aachen hatte der VfL mit einer beeindruckenden Leistung für sich entschieden, und dass es durch Tore von Diego Klimowicz und Marcelinho nur 2:0 geendet hatte, sagte so gut wie gar nichts aus über die realen Kräfteverhältnisse auf dem Platz.

Mit dem Brasilianer Marcelinho hat das Offensivspiel der Wolfsburger zwar noch einen zusätzlichen Qualitätssprung erfahren, trotzdem liegt der VfL in der Bundesliga gerade mal zwei Punkte vor den Abstiegsplätzen. Von Leichtigkeit zum Leichtsinn ist es für die Wolfsburger traditionell nur ein kleiner Sprung, und Marcelinho verstärkt diesen flatterhaften Charakter der Mannschaft eher, als dass er ihn grundlegend verändert. In der zweiten Hälfte vergab der Brasilianer drei gute Konterchancen.

In solchen Momenten verliert Trainer Klaus Augenthaler oft den Glauben an das Gute im Menschen. Weil seine Elf nach der Pause zu nachlässig mit ihren Chancen umging, saß ihm permanent die Angst vor dem Anschlusstor im Nacken. „Ich kenne meine Pappenheimer“, sagte Augenthaler, „dann wäre das große Zittern wieder losgegangen.“

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