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Hannover 96: Ein Lob dem Mittelmaß

Nach Platz acht in der Vorvorsaison haben sich die Fans schon in der Champions League gesehen. Das ist mehr als utopisch. Stefan Hermanns über den Rücktritt von Dieter Hecking in Hannover.

Dieter Hecking ist ein sehr höflicher und umgänglicher Mensch, insofern ist es nahezu ausgeschlossen, dass er am Tag nach seinem Rücktritt feixend im Liegestuhl gelegen hat und sich an den Schwierigkeiten erfreut hat, die sein Ex-Arbeitgeber gerade bei der Suche nach seinem Nachfolger offenbart. Wochen, ach was, Monate stand Hecking als Trainer bei Hannover 96 in der Kritik; man hätte also annehmen können, dass sich der Klub mit der Zeit n. H. (nach Hecking) zumindest gedanklich schon einmal beschäftigt haben sollte. Von wegen!

Mit seinem Rücktritt hat Hecking Hannovers strukturelle Schwierigkeiten erst richtig bloßgelegt. Von seinen finanziellen Möglichkeiten ist ein Klub wie 96 auf Jahre im Mittelmaß gefangen, das Umfeld aber träumt von mehr: auch bei der Neubesetzung des Trainerpostens. Nach Platz acht in der Vorvorsaison haben sich die Fans schon in der Champions League gesehen. Das ist mehr als utopisch. Hannover muss – nach einigen personellen Missgriffen – eher glücklich sein, wenn die Mannschaft nicht ernsthaft in den Abstiegskampf gerät. Geld für Verstärkungen ist keins mehr da, nachdem der Verein 2008 einige große Namen verpflichtet hat, die sich bisher allenfalls durch große Verletzungsanfälligkeit hervorgetan haben.

Was den Fans graues Mittelmaß ist, nennen realistische Geister wie Heribert Bruchhagen Konsolidierung. Bruchhagen kämpft in Frankfurt den gleichen schweren Kampf wie Martin Kind in Hannover. Seinen blassen Trainer Friedhelm Funkel hat er gegen alle Anfeindungen verteidigt – weil ein solides Projekt eben einen soliden Trainer braucht. Funkel ist jetzt wieder zu haben, sein Name ist auch in Hannover schon genannt worden. Im Grunde wäre er genau der Richtige für 96.

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