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Vorerst am Boden: Der FC Schalke 04 ist bereits aus dem DFB-Pokal ausgeschieden und hat nun am ersten Spieltag auch noch eine 1:0-Führung innerhalb weniger Minuten aus der Hand gegeben.

© afp

Hannover 96 - FC Schalke 04 2:1: Joselu lässt Debatte über Trainer Jens Keller aufleben

Joselu schießt Hannover zum 2:1-Sieg und stürzt Jens Keller, den Trainer des FC Schalke 04, nach Auftaktniederlage und Pokalaus gleich in große Nöte.

Von Christian Otto

Seine Wandlung zum Helden gelang zum richtigen Zeitpunkt. Wochenlang war Joselu nur als dieser enorm teure Neuzugang von Hannover 96 wahrgenommen worden, der zwar ganz nett spielt, aber zu selten das Tor trifft. Mit dem Start in die neue Saison aber ist der Spanier gleich zum Liebling der Massen aufgestiegen. „Er hat die Klasse und das Selbstvertrauen“, sagte Hannovers Sportdirektor Dirk Dufner, der den Spanier für fünf Millionen Euro Ablöse von der TSG Hoffenheim ins Niedersächsische gelotst hatte. Am ersten Spieltag konnten sich 49.000 Zuschauer im Heimspiel gegen Schalke 04 ein Bild davon machen, warum Joselu ein guter Stürmer ist. Ein wuchtiger, leicht abgefälschter Distanzschuss des 24-Jährigen besiegelte den hart umkämpften 2:1 (0:0)-Heimsieg von Hannover 96 zum Bundesliga-Auftakt. Es könnte ihm geholfen haben, dass in der Szene keine Zeit für lange Grübeleien, sondern nur für einen strammen Schuss geblieben war.

Die Entstehung des Siegtreffers passte perfekt zu diesem Duell, in dem ein Team bissig gekämpft und das andere nicht ganz so entschlossen agierte hatte. Voller Elan hatte sich Joselu seinen Weg zum Tor gebahnt. Ein schneller Schalker Gegenspieler, der ihn entscheidend gestört hätte, war nicht in Sicht gekommen. „Ich kann der Mannschaft nicht vorwerfen, dass sie nicht zusammengehalten hat. Aber wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht und die falschen Entscheidungen getroffen“, sagte Schalkes Cheftrainer Jens Keller. Eine Woche nach dem peinlichen Pokal-Aus bei Drittligist Dynamo Dresden hatte er sein Team schon auf dem Weg der Besserung gewähnt.

Doch nach der 1:0-Führung in Hannover durch Klaas-Jan Huntelaar kurz nach der Pause war Schalke eingebrochen. Eine Balleroberung von Joselu und eine kluge Flanke von Leonardo Bittencourt hatten Edgar Prib das 1:1 ermöglicht. Das 2:1 kurz darauf durch Joselu gab dem Favoriten den Rest und bringt Keller wieder einmal in den Fokus der Kritiker. „Eine Trainerdiskussion wird bei uns nicht geführt“, sagte Schalkes Sportvorstand Horst Heldt und war schon wieder mitten in einem Thema, das in der vergangenen Saison immer wieder hochgekocht war.

Die geschlagenen Schalker mussten eingestehen, dass Hannover 96 zum Saisondebüt bissiger aufgetreten war und ein schnelles Umschaltspiel gezeigt hatte. Vor allem der Chilene Miiko Albornoz und eben Joselu machten auf sich aufmerksam. Neuzugang Albornoz war einer der besten Dribbler auf dem Platz. Joselu gewann nahezu jedes Kopfballduell. In der torlosen ersten Halbzeit gelang es damit, ein paar Akzente zu setzen. Und nach dem Seitenwechsel schaffte es Hannover mit erstaunlicher Wucht, den Rückstand vergessen zu machen.

Doch fast jedes Lob für den Sieger war auch mit einem Tadel für den Gegner verbunden. Beim Ausgleichstor offenbarte Schalkes Kevin Prince-Boateng, dass es ihm an Schnelligkeit fehlt. Er kam nicht dazu, seinen flinken Gegenspieler Bittencourt einzuholen oder zu foulen. „Erst den Ball verloren, dann kein taktisches Foul, da ist der Ärger enorm groß“, sagte Keller.

Dann gratulierte er dem Sieger, dessen Auftritt aufhorchen ließ. Joselu ist einer von zehn Neuzugängen, die sich Hannover 96 geleistet hat, um die Lücke zwischen den mittelmäßigen und den besseren Teams der Liga überbrücken zu können. Unter der Regie von Cheftrainer Tayfun Korkut soll ein Kollektiv geformt werden, das modernen Fußball spielt. Schalke musste gleich zum Start in die Saison erleben, dass Hannover mit seinem Vorhaben ernst macht.

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