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Überraschungssieger. Sergio Pinto, hier nach dem Erfolg in Gelsenkirchen, soll gegen Wolfsburg Diego bewachen.

© dapd

Hannover gegen Wolfsburg: Spielverderber trifft Spielmacher

Nach dem gutem Start will Hannover auch den niedersächsischen Rivalen in Wolfsburg ärgern. Das Spiel lebt von einer ganz erstaunlichen Diskrepanz.

Von Christian Otto

Sein ausgeprägter Drang, sich prominenten Gegnern mutig in den Weg zu stellen, lässt sich nicht verbergen. „Die Wege von Diego und mir werden sich kreuzen. Hoffentlich nicht so wie mit Michael Ballack“, sagt Sergio Pinto. Der portugiesische Abräumer vor der Abwehr von Hannover 96 freut sich eine Woche nach dem herben Zusammenstoß mit Ballack, der Bayer Leverkusen wegen einer Fraktur im linken Schienbeinkopf mindestens sechs Wochen lang fehlen wird, auf die nächste pikante Aufgabe. Außenseiter Hannover 96 tritt heute (15.30 Uhr, Sky) beim ungeliebten Niedersachsen-Rivalen VfL Wolfsburg an. „Wir können da was holen, wenn wir von unserer kämpferischen Linie nicht abweichen“, sagt Sergio Pinto.

Das niedersächsische Fußball-Duell zwischen der Landeshauptstadt Hannover und der Autobauerstadt Wolfsburg lebt von einer ganz erstaunlichen Diskrepanz. Während 96 trotz bescheidener finanzieller Möglichkeiten darum kämpft, das Image von der grauen Maus in der Bundesliga loszuwerden, drängt der VfL mit Hilfe von Macht und Moneten weiter ins Rampenlicht. „Wir haben hier ganz Großes vor. Ich bin gekommen, um mit der Mannschaft Siege zu feiern“, sagt etwa Diego, der neue Wolfsburger Star, der seit seinem Wechsel von Juventus Turin an den Mittellandkanal aber zweimal verloren hat. Es gehört zu den großen Kuriositäten dieser turbulent gestarteten Bundesligasaison, dass die Wolfsburger mit ihrem teuren Ensemble und dem ehrgeizigen Trainer Steve McClaren nach drei Spieltagen noch keinen Punkt gewonnen haben. 96-Trainer Mirko Slomka dagegen, dem angesichts seiner Low-Budget-Mannschaft eine schnelle Entlassung prophezeit worden war, steht nach zwei Siegen und einem Remis gut da.

Als bester Beleg für die finanzielle Kluft zwischen den beiden norddeutschen Rivalen dient die personelle Not in Hannover, die Slomka am 4. Spieltag zu riskanten Lösungen zwingt. Weil ihm im Duell mit den Wolfsburger Angreifern Edin Dzeko und Grafite sein Stammpersonal in der Innenverteidigung fehlt (Emanuel Pogatetz ist gesperrt, Karim Haggui verletzt), dürfen sich die völlig unbekannten Amateurspieler Felix Burmeister und Christopher Avevor Hoffnungen auf einen Einsatz machen. „So kommen große Talente auf die Bühne Bundesliga“, sagt Slomka und deutet dabei an, dass es nicht immer das große Geld sein muss, das zwangsläufig für Erfolg im Profisport sorgt. Als Musterbeispiel für diese These dient Hannovers Trainer meist sein Stürmer Didier Ya Konan. Der Ivorer, vor einem Jahr für 550 000 Euro von Rosenborg Trondheim verpflichtet, hat sich als besonders wertvolles Schnäppchen entpuppt. Ya Konan rennt und rennt und trifft so zuverlässig, dass es für viele seiner hoch bezahlten Kollegen wie den Wolfsburger Brasilianer Grafite fast ein wenig unangenehm sein dürfte.

Was Hannover 96 in den jüngsten Spielen gegen Schalke 04 (2:1) und Bayer Leverkusen (2:2) perfekt ausgefüllt hat, war die Rolle des Spielverderbers. „Wir wissen, was wir können“, sagt 96-Kapitän Steve Cherundolo. Er meint die simple Taktik, dem Gegner den Spaß am Fußballspiel durch eine rustikale Gangart zu nehmen. Was kann es da Schöneres geben, als auswärts auf eine verunsicherte Wolfsburger Mannschaft zu treffen. VfL-Trainer McClaren versucht händeringend, um Spielmacher Diego herum das richtige, Erfolg bringende System zu kreieren. Ein weiteres Heimspiel ohne eine zählbare Rendite dürfte den Engländer erheblich unter Druck setzen.

Der 49-Jährige schickt gegen den ihm unbekannten Außenseiter aus Hannover wieder vom Anpfiff an zwei Stürmer ins Rennen und erwartet von seinen Stars, dass sie ihm auf dem Rasen endlich den Rücken stärken. Das Image, als Trainer ohne jeden Punkt der Trottel der gesamten Liga zu sein, möchte McClaren unbedingt loswerden.

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