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Eintreffen zum Jubeln. Kölns Spieler freuen sich über das 2:0 von Petit. Foto: dpa

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Sport: Hannover konkurriert mit Hertha Beim 1:4 gegen Köln spielt 96 wie ein Absteiger

Eine Stunde nach Spielschluss traten sie den schweren und gefährlichen Gang an. Es war durchaus mutig, dass sich die Spieler von Hannover 96 mitten in das Getümmel wagten.

Von Christian Otto

Eine Stunde nach Spielschluss traten sie den schweren und gefährlichen Gang an. Es war durchaus mutig, dass sich die Spieler von Hannover 96 mitten in das Getümmel wagten. Rund 200 aufgebrachte Fans, die nach der peinlichen 1:4 (0:3)-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln mit ihrer eigentlichen Lieblingsmannschaft sprechen wollten, mussten beruhigt werden. Und das komplette 96-Team mit Trainer Mirko Slomka stellte sich der Kritik. „Die Fans hier geben alles und kriegen sowas von uns zurück. Ich wäre auch sauer“, sagte 96-Profi Leon Andreasen nach einem friedlichen Rendezvous mit den verärgerten Fans, das von der Polizei und dem Sicherheitsdienst aber aufmerksam beobachtet worden war.

Natürlich sollte vor allem Hanno Balitsch erklären, warum er Hannover als neuer Kapitän zu einer ganz bitteren Niederlage geführt hatte. Er versuchte es trotz der aufgeheizten Atmosphäre am Zaun hinter der Osttribüne mit verbalen Streicheleinheiten. „Ich glaube immer noch an den Charakter unseres Teams“, sagte der Mittelfeldspieler, der in der ersten Halbzeit zur tragischen Figur aufgestiegen war. Das vorentscheidende 3:0 für die Kölner hatte Balitsch durch ein Handspiel im eigenen Strafraum ermöglicht. Und Sekunden vor der Halbzeitpause war er nach einem übermotivierten Einsatz mit einer Gelb-Roten Karte bestraft worden. „Es tut mir einfach leid für die Mannschaft“, sagte der 29-Jährige kleinlaut.

Dass von den 43 218 Zuschauern in der Hannoveraner Arena nur die rund 2000 mitgereisten Anhänger des 1. FC Köln etwas zu jubeln hatten, sorgte in Hannover für große Ratlosigkeit. „Was wir hier abliefern, reicht nicht aus, um ein Spiel in der Bundesliga zu gewinnen“, sagte der sichtlich frustrierte Sportdirektor Jörg Schmadtke, der sich über das 1:4 von Steven Cherundolo nicht mehr freuen konnte.

Der überragende Zoran Tosic als zweifacher Torschütze hatte die Kölner zu einem hoch verdienten Auswärtssieg geführt, den Petit mit einem Treffer und Milivoje Novakovic mit einem verwandelten Elfmeter nach dem Handspiel von Balitsch garniert hatten. „Wir haben hier die richtige Antwort auf die Kritik gegeben“, sagte der erleichterte Kölner Trainer Zvonimir Soldo.

Die zuletzt des öfteren negativ aufgefallenen FC-Fans feierten bis in den späten Abend friedlich. Hannovers Anhänger brachten mit den Protesten und hitzigen Debatten nach Spielschluss zum Ausdruck, wie enttäuscht sie von der Mannschaft sind. Selbst ein Routinier wie Christian Schulz hatte in der wichtigen Partie so schlecht gespielt, als sei er mit dem Druck im Abstiegskampf vollends überfordert. „Ich kann nur den Kölnern ein Kompliment machen, meiner Mannschaft leider nicht“, sagte Trainer Slomka. In den nächsten vier Spielen bekommt Hannover es mit dem Hamburger SV, Bayern München, Schalke 04 und Bayer Leverkusen zu tun. „Habt ihr den Spielplan nicht gelesen?“, rief ein aufgebrachter 96-Fan den Spielern zu, die sich in der derzeitigen Form nur für einen Wettstreit mit Hertha BSC um den letzten Tabellenplatz empfehlen.

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