zum Hauptinhalt
Auftakt nach Maß: Mohamed Abdellaoue trifft direkt nach dem Anpfiff zum 1:0.

© dpa

Hannover - Wolfsburg 2:1: Hannover siegt im Niedersachsen-Duell

Der Gastgeber Hannover 96 gerät früh in Unterzahl, erkämpft sich aber einen 2:1-Sieg gegen überlegene Wolfsburger.

Von Christian Otto

Dem vergeblichen Anrennen folgten Bilder des Jammers. „Wir stehen mit leeren Händen da“, sagte der traurige Alexander Madlung. „Der letzte Pass und die letzte Konsequenz – daran müssen wir arbeiten“, ergänzte Marcel Schäfer und sah mindestens so enttäuscht aus wie sein Teamkollege. Die Profis des VfL Wolfsburg hatten ein durchaus starkes Spiel gemacht, den Gastgeber Hannover 96 dominiert und fast 60 Minuten lang in Überzahl gespielt. Trotzdem gab es für sie vor 38.800 Zuschauern eine 1:2 (0:2)-Niederlage im Niedersachsenderby der Fußball-Bundesliga zu beklagen. „Wir sind an der brutalen Effizienz des Gegners gescheitert“, sagte Dieter Hecking, der Trainer des VfL Wolfsburg, nach seiner ersten Niederlage im neuen Amt.

Mit Glück, Geschick und viel Kampf hatte es der Gastgeber geschafft, seinen spielstarken Herausforderer zu ärgern. Obwohl das Team von Hannover 96 zu deutlich weniger Ballbesitz gekommen war, gelang ihm durchaus Verblüffendes. Dem frühen 1:0 von Mohammed Abdellaoue war eine Schläfrigkeit des Wolfsburger Innenverteidigers Simon Kjaer vorausgegangen. Bei einer harmlosen Szene an der Außenlinie hatte der Däne vergeblich darauf gewartet, dass der Ball vollends über die Seitenlinie rollt. Der Schiedsrichterassistent entschied auf Weiterspielen, der freche Abdellaoue schnappte sich den Ball und stürmte zielstrebig auf das Tor zu. Sein Schlenzer allein war schon das Eintrittsgeld wert und das Startsignal für einen äußerst unterhaltsamen Bundesliga-Nachmittag. Kjaer durfte an diesem nach der Halbzeit nicht mehr teilnehmen. Er wurde durch Madlung ersetzt, der direkt nach Wiederanpfiff den Anschlusstreffer für Wolfsburg erzielte.

Wie man seinen Rivalen schockt und verblüfft, das hatte das 96-Team von Trainer Mirko Slomka kurz vor der Halbzeit erneut vorgeführt. Neuzugang Sebastien Pocognoli musste in der 34. Minute das Spielfeld verlassen, weil er mit dem Fuß voran in einen Zweikampf mit dem Wolfsburger Fagner gegangen war. Sein Tritt in dessen Bauch wurde folgerichtig mit der Roten Karte bestraft. Wer danach damit gerechnet hatte, dass die Wolfsburger ihre Dominanz und Überzahl nutzen, sah sich getäuscht. Flanke Sofian Chahed, Kopfball Mame Diouf – nur wenige Sekunden nach dem Platzverweis für Pocognoli konnte der Senegalese im Trikot von Hannover 96 ein kurioses 2:0 bejubeln. Diouf hatte den Ball zunächst an den Pfosten geköpft und ihn danach regelkonform mit der Schulter über die Linie befördert. „Das schnelle 2:0 war der Schlüssel zu unserem Sieg“, meinte Hannovers Mittelfeldspieler Jan Schlaudraff zum Kraftakt seines Teams.

Die Wolfsburger Überlegenheit war danach so groß, dass die Angriffsbemühungen des VfL rund um den gegnerischen Strafraum im Grunde an ein Handballspiel erinnerten. Aber Hannover 96 und allen voran Schlussmann Ron-Robert Zieler hatten in den entscheidenden Momenten das nötige Glück auf ihrer Seite. Sie überstanden auch die Konfusion, die nach der schweren Verletzung von Innenverteidiger Mario Eggimann (Knöchelbruch) und dem unfreiwillig frühen Abschied von Pocognoli entstanden war. Der Belgier, erst drei Tage vor der Partie von Standard Lüttich geholt, hatte von Slomka gleich einen Stammplatz als Linksverteidiger zugesprochen bekommen. Dummerweise entschied sich Pocognoli nach einem guten Beginn für ein solch rustikales Zweikampfverhalten, dass er nur ganz kurz zeigen konnte, warum ihn Hannover so kurzfristig aus Lüttich eingekauft hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false