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Sport: Hans Meyer hat Spielraum

Die treuen Fans des 1. FC Nürnberg verehren ihren Trainer – und dann ist da noch Michael A. Roth

Wer hat das Sagen im Verein? Teppichhändler Michael A. Roth hat den Verein in seiner zweiten Amtszeit durch kräftige finanzielle Zuwendungen vor dem Aus gerettet und sich dadurch die Alleinherrschaft erkauft. In Sportdirektor Martin Bader hat der 70-Jährige inzwischen einen Nachfolger gefunden, dessen Macht von Saison zu Saison wächst.

Was hat sich verbessert? Zehn Spieler haben den Verein verlassen, darunter das Sturmtalent Stefan Kießling (nach Leverkusen) und Kapitän Mario Cantaluppi (nach Luzern). Dafür hat der Verein ebenbürtigen Ersatz geholt, unter anderem die Australier Joshua Kennedy, Dean Haffernan und Michael Beauchamp sowie den Kapitän Tschechiens. Dank Tomas Galasek ist der Verein im defensiven Mittelfeld glänzend besetzt. Im Sturm hat Trainer Hans Meyer mit Markus Schroth, Iwan Sajenko, Robert Vittek, Joshua Kennedy und Gerd Sibon eine Menge Gestaltungsspielraum.

Wie sicher ist der Job des Trainers? Hans Meyer hat den Verein von einem Abstiegsplatz auf Rang acht geführt und gilt bei den Fans als unantastbar. Allerdings trifft die Entscheidungen immer noch Präsident Roth, der Mann mit dem Trainerverschleiß. Bei ausbleibendem Erfolg werden Meyer auch die Heldentaten aus der Vorsaison nicht viel nützen.

Welche Taktik ist zu erwarten? Angesichts der vielen Angriffsspieler wohl eher eine offensive. In Iwan Sajenko und Robert Vittek hat Hans Meyer zwei klassische Außenstürmer, die ein System mit drei Spitzen nahe legen. Dahinter ist die Position des offensiven Mittelfeldspielers mit einem früheren Torschützenkönig, Marek Mintal, besetzt. Nürnberg könnte den attraktivsten Fußball der unteren Tabellenhälfte spielen.

Welche Platzierung ist möglich? Trainer und Präsident haben Rang neun bis zwölf als Saisonziel ausgegeben – eine realistische Einschätzung.

Wer sind die Stars? Es gibt keine großen Stars, aber dafür ein paar kleine und einen ehemaligen: Zunächst Mintal, dann dessen slowakischer Kollege Vittek, der in der Rückrunde 16 Tore erzielte, und schließlich der aufstrebende Sajenko. Die weltgewandteste Persönlichkeit ist der einstige Ajax-Star Galasek.

Wie sind die Fans? Treu im Leid. Zuletzt haben sie beinahe klaglos die Umbenennung ihres geliebten Frankenstadions akzeptiert, weil sie wissen, dass der Verein auf die zusätzlichen Sponsoreinnahmen angewiesen ist, um in der Liga zu bleiben. Es ist schließlich mehr als zehn Jahre her, dass der FCN länger als zwei Jahre in Folge erstklassig war. Allerdings hat die überragende Rückrunde der vergangenen Saison die Erwartungen bei den Anhängern steigen lassen.

Wer ist der WM-Held? Wenn man sie als solche bezeichnen kann, sind es Galasek und Kennedy. Allerdings schied Galasek mit Tschechien ebenso in der Vorrunde aus wie Kennedy mit Australien. Zumindest einen ihrer halben WM-Helden werden die Fans in Nürnberg zudem vorerst nicht bejubeln können: Wegen eines Achillessehnenrisses fällt Kennedy mehrere Monate aus.

Die gesamte Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/bundesliga

Christian Hönicke

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