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Zach

© dpa

Hans Zach: Ein Mann für die große Bühne

Hans Zach findet in Hannover, was er braucht: Eine Bühne für seinen deftigen Humor. Druck? Gibt es für ihn nicht.

Berlin - Es war wieder mal so ein Auftritt, wie ihn Hans Zach liebt. Als der Trainer der Hannover Scorpions kürzlich im Sportforum nach einem Gastspiel bei den Eisbären auf seinen Berliner Kollegen Don Jackson warten musste, unterhielt er die wartende Zuhörerschaft. Bajuwarisch deftig, mit lustig-listig blinkenden Augen. Zach rückte ein paar Stühle hin und her, fragte: „Na, wo ist denn mein Freund, der Don?“ Der gelernte Metzgermeister mag es, wenn er Regie führt – und das macht er im deutschen Eishockey schon seit mehr als zwei Jahrzehnten. Oft mit knallrotem Kopf hinter der Bande, dann aufbrausend, mal aber auch betont regungslos hinter seinen Spielern. Situationen, in denen er nicht Regie führt, mag Hans Zach nicht so gern. In Interviews schaut er oft misstrauisch, gibt patzige Antworten. Das gehört dazu bei einem, der seinen Leitspruch von seinem Vater Martin geerbt hat: „Du musst reden mit den Leuten, denn mit Ochsen redet man auch.“

Zach braucht eine Bühne für seinen deftigen Humor. Und die bietet ihm das deutsche Eishockey. Dankbar waren sie besonders zu den Zeiten, als der Sport nach dem Rücktritt der Stars wie Erich Kühnhackl oder Gerd Truntschka seine Gesichter verloren hatte. Wenn es Anfang des Jahrtausends überhaupt einen gab, den man außerhalb der Hallen in der Deutschen Eishockey-Liga noch kannte, dann war es der knarzige Tölzer. Seine größten Momente hatte er wohl 2001, bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land. Natürlich habe sein Team als Aufsteiger keine Chance, nicht mal vom Klassenerhalt in der A-Gruppe wollte Bundestrainer Zach sprechen: „Da gibt es Leute, die wollen in der Isar einen Hai fangen.“

Am Ende erreichte Deutschland das Viertelfinale. Dort ließ sich Zach dann von mehr als 18 000 Menschen beim Spiel gegen Finnland ausgiebig feiern, das Ergebnis – eine 1:4-Niederlage – war nebensächlich. Hätte sich ein unwissender Mensch zum Zeitpunkt des deutschen Ehrentreffers in die Kölnarena verirrt, hätte er angesichts des frenetischen Jubels annehmen müssen, Deutschland sei gerade Weltmeister geworden. So weit aber ging es auch unter Zach nicht, 2004 trat er nach einer durchwachsenen WM in Tschechien zurück. Seitdem blieben ihm die großen Erfolge verwehrt, die Kölner Haie verließ er nach vier Jahren 2006 – ohne Meistertitel. seinen letzten holte er 1993 mit der Düsseldorfer EG.

Zach wirkte ein wenig amtsmüde, als er 2006 zu den Hannover Scorpions ging. Dort allerdings bieten sie ihm genau die Bühne, die er braucht. „Hannover kennt mich, ich kenne Hannover. Das weiß ich zu schätzen“, sagt er. In der Arena ist er der Star. Druck für den Trainer? Gibt es nicht. Außerdem läuft es gut für die Scorpions, die heute den EHC Eisbären empfangen (19.30 Uhr): Mit seiner Mannschaft hat Zach sich mit bodenständigem und auch sehenswertem Eishockey auf Tabellenplatz fünf vorgekämpft. Natürlich ist das Saisonziel ein anderes. Platz zehn will Zach erreichen. „Dann wären wir in der Play-off-Qualifikation.“

Wie lange der einstige Spieler des Berliner Schlittschuh-Clubs, mit dem er 1976 Deutscher Meister wurde, die Öffentlichkeit mit seinen Sprüchen in der DEL noch amüsieren wird? Sein Vertrag in Hannover läuft am Saisonende aus, mit 58 Jahren kokettiert Zach schon mal mit dem Abschied. Nächste Saison sei er beim Fischen in Tölz, hat der passionierte Angler kürzlich gesagt und dabei listig gelächelt. Aber wahrscheinlich wird er am Ende das machen, was die wenigsten von ihm erwarten. Zumal er die große Bühne liebt.

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