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Hansa Rostock: Das neue Dynamo

Hansa Rostock ist zum Abbild der alten Dynamos geworden, von denen sich der Klub nach dem Umbruch so wohltuend abgesetzt hatte.

So groß kann sich ein Verein machen. Hansa Rostock, in der DDR erst entstanden durch den staatlich verordneten Umzug einer Mannschaft aus dem Gebirge an die Küste und auferstanden durch den Bau des Ostseestadions mit den bloßen Händen Tausender Menschen, fiel in der DDR nicht groß auf – höchstens damit, dass Fans nach wichtigen Toren vor Freude Fische auf den Rasen warfen. Sportlich erhob sich der Oberligist erst mit dem Ende des Staates, in dem sich vor allem der offizielle Dynamo zu drehen hatte. Hansa wurde letzter Meister einer untergehenden Welt und stieg unversehens in die Fußball-Bundesliga auf. Nach einigen Spielzeiten zwischen den Spielklassen hielt Hansa zwischen 1995 und 2005 zehn Jahre lang ganz oben mit – mit charismatischen Trainern wie Frank Pagelsdorf, mit sparsamer Haushaltsführung, mit konsequent gebremstem Wachstum, das im Bau einer modernen, aber keineswegs großkotzigen Arena mündete. Währenddessen gingen die alten Dynamos in Dresden und Berlin sowie der in Feindschaften gefangene Fußball in Leipzig fast zugrunde an Schiebergeschäften, Fankrawallen und Führungshybris. Der erdige FC Hansa wurde zum fußballerischen Selbstbewusstseins-Symbol Ostdeutschlands.

So klein kann sich ein Verein machen. Hansa Rostock, im vereinten Deutschland aufgestiegen zur geachteten Marke, verfiel nach dem sportlichen Abstieg in die Zweite Liga in Panik. Immer neue Trainer nahmen auf der Bank Platz, Vorstand und Management fielen mit chaotischen Entscheidungen auf, Machtkämpfe zeigten Vereinsgremien in Selbstauflösung. Und im Rostocker Fanblock flogen keine Fische mehr, sondern immer öfter Fäuste. Der einst so stolze Klub tat wirklich alles für einen selbst verschuldeten Absturz. Von nun an spielt der FC Hansa, der sich auch wegen regelmäßiger Randale des großen Fußballs nicht mehr als würdig erwiesen hat, in Liga drei.

Hansa Rostock ist zum Abbild der alten Dynamos geworden, von denen sich der Klub nach dem Umbruch so wohltuend abgesetzt hatte. Ein Menetekel für den ostdeutschen Fußball ist dieser Abstieg sicherlich nicht (in Berlin wächst Union, im Erzgebirge überrascht Aue). Aber er ist ein Symbol für den Größenwahn eines Vereins aus kleinen Verhältnissen.

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