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Sport: Hansa Rostock – Karlsruher SC 1:2

23. April, Montagabend, Zweite Liga, Ostseestadion. Zuschauer: 22 000.

Exakt 778 Kilometer. Acht Stunden Autobahn. Und das auch noch an einem fiesen Montagabend, mein Gott! Für mich als Fan des Karlsruher SC lag das Rostocker Ostseestadion irgendwie auf einem anderen Planeten: unerreichbar weit weg.

Doch dann sitze ich tatsächlich im Stadion und freue mich auf das Spiel gegen die Rostocker. Nach neun Jahren in der Bedeutungslosigkeit hat mein Verein die Möglichkeit, mit einem Sieg über den Zweiten Rostock in die Bundesliga zurückzukehren. Die Stimmung im Stadion ist dementsprechend angeheizt.

Ob wir uns denn erinnern könnten, schallt es fragend aus der proppenvollen Hansa-Kurve: „Vier zu zwei! Vier zu zwei!“ Ja, wir können. Leider. Just an dieser Stelle stieg der KSC im Mai 1998 nach einer 2:4-Niederlage gegen Hansa in die Zweite Liga ab. Die Erinnerungen daran sind so frisch wie der Nachgeschmack des Fischbrötchens vom Stadionkiosk. Die KSC-Kurve kontert standesgemäß: „Spitzenreiter, hey, hey!“

Mit lautstarken Sympathiebekundungen halte ich mich allerdings vorsichtshalber zurück, schließlich sitze ich in einem Pulk grimmig blickender Hansa-Fans. Als der KSC das 1:0 erzielt, stößt aber auch meine Zurückhaltung an ihre Grenzen. Ich zucke, springe auf und schreie kurz meine Freude mit aller Kraft heraus. Als mich die schweigenden Rostocker beobachten, räuspere ich mich, ziehe den Kopf ein und unterdrücke ein lautes Freudenlachen.

Am Ende gewinnt der KSC mit 2:1. „Wir steigen auf“, schallt es aus der Gästekurve. Ich singe jetzt lauthals mit – und hoffe, dass Hansa Rostock mit nach oben kommt. 778 Kilometer sind nämlich gar nicht so schlimm.

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Christoph Ries

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