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Tauziehen

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Hassenswerteste Sportarten (9): Tauziehen

Muskelmänner die mit archaischer Kraft versuchen ein Tau mit Anhang über eine Linie zu schleifen. Sich im Boden verkeilend, im Schlamm robbend, heiß keuchend wird versucht mit hochrotem Kopf den Sieg zu erringen - kein hübscher Anblick.

Wer sich für Vektoren, kinetische Energie und Mechanik im Allgemeinen interessiert, für den muss Tauziehen ein Fest der Sinne sein. Für alle anderen ist es eine archaische Zumutung. An den Enden eines Seils steht jeweils eine Mannschaft, die die andere über eine Linie oder - im Falle eines Scherzwettkampfs - in einen Bach zu ziehen versucht. Das tun die meisten Beteiligten mit animalischer Kraftaufwendung und Selbstvergessenheit, egal ob wikingerhafter Hüne oder neunjähriger Hänfling. Das grobe Seil schürft sich unter starker Hitzentwicklung tief in die Pranken, noch tiefer in die Händchen und verursacht dort unschöne Schwielen. Daher mag auch das peristaltische Geblöke der Kontrahenten rühren.

Es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass die Richtungskräfte einander zunächst neutralisieren: Eine auch noch so minimale Bewegung nach einer der beiden Seiten ist für den erbarmungswürdigen Zuschauer nicht auszumachen - bis nach einer quälend langen Zeit eine Mannschaft nach hinten und die andere nach vorn umfällt. Die anschließende Auswertung der Kraftmeierei ist denkbar einfach: Diejenigen, die mit dem Gesicht im Matsch liegen, haben verloren. So wie immer eigentlich.

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