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Sport: Hauptsache anders

Hertha BSC schlägt Fulham mit Leidenschaft, aber ohne spielerischen Glanz mit 2:1

Berlin. Manche Menschen neigen in schwierigen Situationen zu reichlich irrationalem Verhalten. Dann gehen sie zum Friseur und lassen sich die Haare schneiden, oder sie laufen durch die Modegeschäfte und kaufen für ein Heidengeld neue Klamotten. Hauptsache anders. Hertha BSC, der Berliner Fußball-Bundesligist, hat vor dem Uefa-Cup-Spiel gegen den FC Fulham auch in einer schwierigen Situation gesteckt, und am Dienstagabend liefen die Spieler zum ersten Mal in einem Pflichtspiel in weißen Trikots auf. Eigentlich ging es nur darum, die Herthaner besser von den ebenfalls blau gekleideten Engländern unterscheiden zu können; aber vielleicht haben die Berliner auch ein wenig an die Wirkung der Veränderung geglaubt. Jedenfalls gewann Hertha BSC das Drittrunden-Hinspiel gegen den FC Fulham mit 2:1 (1:0).

„Das war wieder ein Schritt nach vorn“, sagte Manager Dieter Hoeneß. „Nachdem wir am Samstag mehrere Schritte nach hinten gemacht hatten." Der Sieg war wichtig für das Vertrauen in die eigene Stärke. „Ich habe Leidenschaft gesehen“, sagte Herthas Trainer Huub Stevens. Die hatte er am Samstag, beim 0:1 im Bundesligaspiel gegen Bremen, nicht geboten bekommen. Leidenschaft war nötig, denn ein neuer Misserfolg hätte die Gefahr heraufbeschworen, „dass man Depressionen bekommt“, sagte Hoeneß.

Kurz nach der Pause sah es danach aus, als Steve Marlet Herthas Führung aus der ersten Halbzeit ausglich. Michael Hartmann hatte Malbranque zuvor beim Flanken höflichen Geleitschutz gewährt und Djetou den Kopfball zunächst an den Pfosten gesetzt, doch Marlet konnte den Abpraller über die Linie köpfen. Es war erst der zweite ernst zu nehmende Angriff der Engländer gewesen. Gleich darauf hätte es für die Berliner noch schlimmer kommen können, doch Gabor Kiraly, Herthas Torhüter, wehrte einen Schuss von Djetou aus kürzester Distanz ab. „Es ist nicht so schlecht, auswärts ein Tor zu schießen“, sagte Jean Tigana, Fulhams französischer Trainer. „Jetzt reicht es uns, das Rückspiel 1:0 zu gewinnen.“ Eine noch günstigere Situation für das Rückspiel verhinderte Stürmer Facundo Sava, der eine Viertelstunde nach dem Ausgleich einen Freistoß von Marcelinho ins eigene Tor lenkte. Tigana hatte seinen argentinischen Stürmer auch schon beim 1:0 durch Stefan Beinlich als Schuldigen ausgemacht. Beim ersten Eckball der Berliner hatte Sava seinen Gegenspieler unbedrängt zum Kopfball kommen lassen.

Trotzdem war Tigana mit dem knappen Ergebnis nicht unzufrieden, schließlich sei Hertha ein starkes Team, das auf hohem Niveau spiele. „Nächstes Jahr können sie in der Champions League spielen“, sagte Fulhams Trainer. Diese Erkenntnis muss bei ihm schon vor der gestrigen Begegnung gereift sein. „Spielerisch ist sicher noch Luft nach oben da“, sagte Manager Hoeneß, und das war noch eine recht höfliche Umschreibung eines recht unzulänglichen Auftritts.

Nach 20 Minuten eilte Marcelinho an die Seitenlinie und wechselte seine Schuhe. Entgegen der ausdrücklichen Empfehlung des technischen Personals hatte der Brasilianer die Schuhe mit den kurzen Noppen angezogen, und fortan schlitterte er haltlos übers glitschige Geläuf. „Das finde ich unprofessionell“, sagte Trainer Stevens. Manager Hoeneß immerhin war froh, „dass Marcelinho nicht versucht hat, seinen Kopf durchzusetzen“, sondern selbst zu der Erkenntnis gelangte, es mit den längeren Stollen zu versuchen. Auszuschließen ist allerdings nicht, dass einigen seiner Kollegen dieser Mut zur Selbstkritik fehlte. Bei Marcelinho hatte Hoeneß jedenfalls festgestellt, dass er nach dem Schuhwechsel „ganz anders Fußball gespielt hat“. Zumindest fand er später genügend Halt, um die beiden Tore vorzubereiten.

Die Tore und der Sieg haben Hertha die Überzeugung zurückgegeben, „dass wir das packen können“, sagte Hoeneß. Huub Stevens war nur enttäuscht wegen des Gegentores. Aber: „Es ist jetzt Halbzeit“, sagte er, „und wir führen mit 2:1.“ Dass mit Dick van Burik und Josip Simunic zwei Langzeitverletzte wieder dabei waren, stimmte ihn froh. Doch nun fällt Alex Alves mit einem Muskelfaserriss erneut aus.

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