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Sport: Hauptsache gewonnen

Die Berliner schlagen Wolfsburg 1:0 und sammeln glücklich drei Punkte für den Klassenerhalt

Berlin. Die Fans von Hertha BSC bündelten ihre Forderungen an die Mannschaft auf ein riesiges Plakat, das sie in der Ostkurve entrollten. „Der Abstieg naht, von Euch kein Signal! Ahlen oder Bayern – Ihr habt die Wahl“, war darauf bei Anpfiff zu lesen. Die Berliner Profis werden dafür vermutlich keine Augen gehabt haben, doch sie wussten ohnehin, dass das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg unbedingt gewonnen werden musste, um den Anschluss an die Nichtabstiegsplätze nicht gänzlich zu verlieren. Und sie gewannen. Vor 33 970 Zuschauer im Olympiastadion bezwangen sie die Niedersachsen mit 1:0 (1:0). Nando Rafael erzielte in der 22. Minute den Siegtreffer. Es ist der dritte Heimsieg der Saison und der erste Drei-Punkte-Erfolg nach zuletzt fünf sieglosen Spielen der Berliner, die jetzt wieder etwas hoffen dürfen. Überzeugend aber war ihr Auftritt nicht.

Das erste Signal hatte Hans Meyer gesetzt. Herthas Trainer beließ Andreas Neuendorf auf der Ersatzbank und brachte anstelle des offensiven Mittelfeldspielers den erst 19 Jahren jungen Dennis Cagara. Sein Engagement in der ersten Halbzeit beflügelte seine Mitspieler. Er war es, der die Berliner aus der Nervosität führte. Auch die zweite personelle Maßnahme von Meyer fruchtete. Erstmals in dieser Saison bot er das Sturmduo Artur Wichniarek und Nando Rafael von Anbeginn auf. Während der Pole gleich die erste Chance in der 16. Minute kläglich vergab, machte es sechs Minuten später Rafael besser. Der 19-Jährige vollendete eine gute Hereingabe von Pal Dardai. Bei seinem Schuss ins lange Toreck war Wolfsburgs Torwart Jentzsch, der nach sieben Spieltagen „Denkpause“ erstmals wieder ran durfte, machtlos. Für Rafael war es der dritte Saisontreffer.

Es war das 57. Gegentor, das die Wolfsburger in der laufenden Saison kassierten, und die Stellungsfehler in der Abwehr der Gäste waren bezeichnend. Nach der Führung bestimmten die Berliner das Spiel, deren Aktionen etwas an Sinn und Sicherheit gewannen. Während die Wolfsburger viel zu passiv agierten, hielten die Berliner eine Stunde lang das Tempo hoch und investierten mehr Leidenschaft. Doch wie so oft wurde in dieser Druckphase das Toreschießen vergessen.

Die Berliner Profis waren bemüht, ihre schlechte Heimbilanz (zwei Siege in 13 Spielen) zu verbessern. Da kamen die Wolfsburger gerade recht, sind sie doch die schlechteste Auswärtsmannschaft. Immerhin hatte ihr neuer Trainer Eric Gerets versucht, die eigene Abwehr numerisch zu verstärken. Gleich sechs defensive Spieler hatte Gerets, der Anfang der Woche den erfolglosen Jürgen Röber ersetzte, auf das Feld geschickt. Doch auch die vermochten es eine Stunde lang nicht, die Angriffsbemühungen der Berliner zu unterbinden. In der 50. Minute hätte Nando Rafael das 2:0 erzielen können, nachdem ihn Marcelinho in Szene gesetzt hatte. Doch der Schuss ging am Pfosten vorbei.

Nach einer Stunde bewahrte Herthas Torwart Christian Fiedler seine Mannschaft vor dem Ausgleich. Wolfsburgs Stürmer Klimowicz hatte gefährlich auf das Tor der Berliner geköpft, Fiedler klärte zur Ecke. Anschließend kam Fredi Bobic für Wichniarek aufs Feld. Der Stimmung auf den Rängen tat das zunächst keinen Abbruch. Doch als sie merkten, dass das Spiel der Berliner verflachte, pfiffen sie. Mit Fußball hatte das alles immer weniger zu tun. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die Berliner mit zunehmender Zeit Angst vor dem Siegen aufbauten. Durch ihr schüchternes Spiel brachten sie die Wolfsburger zurück ins Spiel. Die Hertha-Profis ließen sich in die Defensive drücken und mussten in der Schlussviertelstunde einige heikle Situationen überstehen. Sie taten es mehr durch Glück als mit Geschick.

In einer Woche spielen die Berliner in Mönchengladbach. Bei einem Sieg könnten sie die Abstiegsränge verlassen und die Fans etwas versöhnen.

Klaus Rocca

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