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Sport: Hauptsache stürmisch

Egal wer neben Podolski angreift, die Nationalmannschaft soll offensiv spielen

Es war eine weltbewegende Frage, zu deren Klärung am Ende auch die Mitglieder der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einvernommen wurden: Hatte Oliver Bierhoff, der Manager, in dieser Woche beim Training mitgemacht, weil er den tschechischen Stürmer Jan Koller und dessen Spiel imitieren sollte? Oder wollte sich Bierhoff nur ein wenig fit halten? Es kommt gelegentlich vor, dass der frühere Kapitän der Nationalmannschaft gemeinsam mit seinen Nachfolgern trainiert. „Irgendwann habe ich mal den Thierry Henry machen müssen“, hat Bierhoff dieser Tage erzählt, „da waren sie nicht so ganz zufrieden“. Ein Kopfballungeheuer wie Koller liegt ihm mehr, aber dass Bierhoff den Tschechen vor dem heutigen EM-Qualifikationsspiel doubeln sollte, bestritt Bundestrainer Joachim Löw.

Auszuschließen ist ferner, dass Bierhoff, der die Deutschen 1996 mit seinen beiden Toren gegen Tschechien zum EM-Titel geschossen hat, in Prag ein spätes Comeback feiert, obwohl den Bundestrainer gerade im Sturm einige Probleme plagen. Der WM-Torschützenkönig Miroslav Klose fehlt gelbgesperrt, Mario Gomez, Führender der Bundesliga-Torschützenliste, fällt verletzt aus. Löws Äußerungen am Tag vor dem Spiel war lediglich zu entnehmen, dass Lukas Podolski gesetzt ist. Fraglich ist noch, wer an seiner Seite respektive als Stoßstürmer vor ihm spielen wird. „Ich werde das erst noch entscheiden“, sagte Löw. Zur Disposition stehen die Kandidaten Kevin Kuranyi, Jan Schlaudraff sowie Stefan Kießling.

Wahrscheinlich wird es auf den Schalker Kevin Kuranyi hinauslaufen, auch wenn Löw brav die Vorzüge aller Bewerber aufzählte, die sich Hoffnungen auf einen Einsatz machen dürfen. Schlaudraff (Schnelligkeit), Kuranyi (physische Präsenz) und Kießling (guter Eindruck im Training). Kuranyi hat seine Rückenprobleme überwunden, nachdem er am Dienstag noch eine Spritze erhalten hatte, die seine Muskulatur lockern sollte. Tags darauf konnte Kuranyi dem Bundestrainer Entwarnung signalisieren.

„Ich habe einen Plan im Kopf“, sagte Löw vor dem wohl wichtigsten Auswärtsspiel der EM-Qualifikation. Deutschland und Tschechien liegen punktgleich an der Spitze der Gruppe. „Wir werden jede Gelegenheit nutzen, um starke Aktionen in der Offensive zu haben“, sagte der Bundestrainer. Seit dem Zusammentreffen der Nationalspieler am Dienstag ließ Löw vor allem taktische Dinge einstudieren. „Er ist ein Trainer, der sehr viel Wert darauf legt“, sagte Außenverteidiger Philipp Lahm, der von der linken auf die rechte Seite rückt, weil Arne Friedrich (Patellasehne) und Clemens Fritz (Gelbsperre) ausfallen. Löw räumte ein, es herrsche „eine gewisse Anspannung, aber wir werden versuchen, unser Spiel durchzubringen“.

Am Rande tauchte jedoch auch immer wieder der Hinweis auf, man wäre in der kleinen Arena, die nur 18 000 Zuschauer fasst, zur Not auch mit einem Unentschieden zufrieden. „Jeder spielt gerne in einem Stadion, in dem die Stimmung gut ist“, sagte Kapitän Michael Ballack. „Wir wollen gewinnen und wollen auch so auftreten.“ Das unterscheidet die aktuelle deutsche Mannschaft von der vor zweieinhalb Jahren, als die Deutschen zuletzt auf Tschechien trafen. Im letzten Vorrundenspiel der Europameisterschaft in Portugal verlor Deutschland 1:2 gegen die tschechische Zweitbesetzung und schied aus dem Turnier aus. „Zwei Jahre sind im Fußball eine Menge Zeit“, sagte Ballack. Die damalige Niederlage spiele in den Köpfen keine Rolle mehr. „Das ist jetzt mal – auf Deutsch gesagt – wurscht.“

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