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Sport: Hauptstadt für zwei Wochen

Wie Frankfurt am Main sich beim Confed-Cup auf die WM vorbereitet

Bernd Hölzenbein sagt zur Begrüßung nicht: „Guten Tag!“ Bernd Hölzenbein sagt: „Es war keine Schwalbe, und ich habe keine Karten!“ Der ehemalige Fußballer will damit zwei Fragen zuvorkommen: Hat er sich damals im Strafraum fallen lassen, im WM-Finale 1974 gegen Holland? Und kann er Eintrittskarten besorgen für die WM 2006, jetzt da er zum WM-Botschafter der Stadt Frankfurt am Main ernannt wurde? Hölzenbein macht seine neue Aufgabe Freude, gern erzählt er Gästen Geschichten von Fußball und Heimat. Nur manchmal wirft ihn das zurück in alte Zeiten. Auf dem Weg zur Commerzbank-Arena, die heute vor dem Spiel Deutschland gegen Australien feierlich eröffnet wird, sagt er: „Für mich ist das immer noch das Waldstadion.“

Welchen Stellenwert hat der Konföderationen-Pokal, kurz Confed-Cup? Wer das erfahren will, muss sich in Frankfurt am Main umschauen. Dies ist die Hauptstadt des Turniers, das Franz Beckenbauer als „Mini-Mini-Mini-Mini-WM“ bezeichnet. Während in den Zentren der WM 2006, Berlin und München, der Ball in diesem Sommer ruht, finden in Frankfurt Eröffnung und das Finale am 29. Juni statt. Die Abläufe im Stadion, das gleich neben der Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) liegt, „sollen uns zeigen, was wir noch verbessern müssen“, sagt Wolfgang Niersbach. Der Vizepräsident des WM-Organisationskomitees konnte sich jeden Tag auf dem Weg zu seinem Büro vom Bauzustand der Arena überzeugen. Niersbach berichtet: „Da wurde bis zum letzten Tag geschraubt.“

Für die Zuschauer beginnt der Testlauf weit vor der Arena. Zwei Sicherheitsringe umgrenzen das Areal, das für das Turnier dem Weltverband Fifa übertragen wurde. So soll es auch im kommenden Jahr sein. Zutritt erhalten Fans nur mit Tickets, in denen ein elektronischer Chip steckt. „Das alles vermittelt den Fans ein Gefühl des Ausgeschlossenseins“, sagt Michael Gabriel von der Koordinierungsstelle der Fan-Projekte. Der Eintracht-Anhänger meint, dass viele Fans eine gewisse Distanz zur WM spüren – auch wegen der limitierten Vergabe der Tickets. Vor der Eröffnung des Confed-Cups wollen 1000 Fans gegen die „Hochsicherheits-WM“ demonstrieren.

Wer im neuen Stadion ankommt, den empfangen Weite und Großzügigkeit. Die Ränge für 43300 Zuschauer erheben sich nicht so steil wie in Hamburg oder München. Eleganz strahlt auch das faltbare Dach aus. Große Lasten hält es aber nicht aus. Wenn es im Winter schneit, muss das PVC-Dach offen bleiben.

Besucher sollen schon während der Eröffnungsfeier etwas WM-Stimmung spüren. An den Imbissständen wird sowohl Bier des amerikanischen WM-Sponsors Anheuser-Busch angeboten als auch Regionales, etwa Frankfurter Würstchen. Eine Kulturfeier vor dem Spiel soll weltläufiges Flair vermitteln. Über den Rängen wird der Schweizer Hochseilartist David Dimitri schweben. „Frankfurt zeigt damit Mut und Risikobereitschaft“, sagt Johnny Klinke. Der redselige Chef des Frankfurter Tigerpalasts betreut das Fest. Er ist Fußballfan und hat früher regelmäßig in Frankfurter Parks gespielt – gegen Joschka Fischer. „Damals gab es keinen Schiedsrichter, dafür wurde viel diskutiert“, erzählt Klinke. Beim heute beginnenden Confed-Cup soll dagegen alles organisiert sein. Es scheint, als würde mancher Frankfurter das bedauern.

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