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Ratlos. Heiko Herrlich steht bei Bayer Leverkusen vor dem Aus.

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Heiko Herrlich: Bayer Leverkusen und die Trainerfrage

In Leverkusen trauen sie Heiko Herrlich offenbar nicht mehr viel zu. Sein Team befindet sich im Abwärtstrend - das hat Gründe. Ein Kommentar.

Vor wenigen Wochen wurde es den Verantwortlichen zu bunt. Schon wieder hatte Bayer Leverkusen unter Coach Heiko Herrlich einen schlechten Saisonstart erwischt. Schon wieder liegt der Klub nach acht Spieltagen und nur zwei Siegen in der unteren Tabellenhälfte. Wie in der Vorsaison hinkt Leverkusen hinter den eigenen Erwartungen weit zurück - die Qualifikation für die europäischen Wettbewerbe sollte es eigentlich schon sein. Und deshalb nahm Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler den Hörer in die Hand und fragte offenbar bei Ralph Hasenhüttl nach - der nach der Trennung mit RB Leipzig seit dem 1. Oktober arbeitslos ist. So berichtete es der "Kicker". Der Österreicher lehnte allerdings dankend ab - er sei noch nicht bereit für eine neue Aufgabe.

Vor einem Jahr bekam Heiko Herrlich mit Bayer noch die Kurve, verlor im November und Dezember kein Bundesliga-Spiel mehr - und landete letztlich auf Rang fünf. In der Europa League lief es bis zum Donnerstag auch, mit zwei Siegen waren die Rheinländer gestartet. Dann folgte das 2:3 in Zürich - nach trostlosen Unentschieden in Freiburg und gegen Hannover der nächste Tiefschlag. Schon am Wochenende hatte es die ersten "Herrlich raus"-Rufe gegeben. Die Geduld mit dem Trainer ist bei den Fans am Ende und langsam gilt das wohl auch für die Verantwortlichen. Dass sich die Bayer-Bosse allerdings schon so früh in der Saison umschauen und sogar bei anderen Trainern anfragen, ist schon bedenklich.

Keine Frage, es ist Heiko Herrlichs erste Station bei einem bedeutenden Bundesligaklub. Bevor ihn Leverkusen überraschend verpflichtete, hatte er Jahn Regensburg sensationell zurück in die Zweite Liga geführt. Da ist man erst einmal vorsichtig. Dass Völler Herrlich aber nun nicht zu trauen schein, hat gute Gründe.

BVB-Spiel als Knackpunkt der Leverkusener Saison

Da wären einmal die schwachen Liga-Auftritte. In die Saison startete Bayer mit drei Niederlagen. Danach gab es Pflichtsiege in Rasgrad sowie gegen Mainz und Düsseldorf. Alles schien wie im vorigen Jahr zu laufen - Leverkusen hatte Anlauf genommen.

Doch dann kam der Knackpunkt der Saison, der entscheidende Grund für das Misstrauen der Bosse: das Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Bayer spielte tollen Fußball, führte zur Pause mit 2:0 und hatte Chancen über Chancen, das dritte Tor nachzulegen. Der Rest ist bekannt: Der BVB gewann 4:2. Und auch wenn Bayer anschließend in der Europa League gegen Larnaka mehr schlecht als recht mit 4:2 gewann, war die Mannschaft ein Stück weit gebrochen. Nach den schwachen Auftritten gegen Freiburg, Hannover und Zürich steht Leverkusen da, wo es jetzt steht: Zwischen ungeduldigen Fans und Verantwortlichen sowie der Frage, ob der Oktober 2018 nicht zu viel war für Heiko Herrlich.

Es gebe "kein Ultimatum für den Trainer, im Moment noch nicht", sagte Rudi Völler vielsagend nach dem 2:2 gegen Hannover. Nach dem 2:3 in Zürich hat Völler bislang geschwiegen. Dafür sagte Kai Havertz, dass die Mannschaft wusste, was sie erwartet. "Warum wir trotzdem so schlecht spielen oder so wenig Selbstvertrauen haben, ist die Frage", sagte er. "Wir machen im Moment alles falsch, was man falsch machen kann." Und das liegt nun mal zum Teil immer auch am Trainer. So wird das Auswärtsspiel in Bremen am Sonntag zum Endspiel für Herrlich. Ein Endspiel, das er vielleicht gar nicht gewinnen kann.

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