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Große Güte! Herthas Mitchell Weiser kann nicht fassen, wie das Spiel gegen Eintracht Frankfurt verloren ging.

© Annegret Hilse/dpa

Heimniederlage gegen Frankfurt: Ein Bauerntrick übertölpelt Hertha BSC

Die Berliner kassieren gegen Eintracht Frankfurt schon ihre dritte Heimniederlage. Wird das Olympiastadion für die Gäste zum Selbstbedienungsladen?

Als der offizielle Teil vorüber war, kam Niko Kovac vom Podium herunter und begrüßte „meine Berliner Freunde“ unter den Journalisten. Kovac, im Wedding aufgewachsen, hat zweimal längere Phasen für Hertha BSC gespielt, ist inzwischen 46 Jahre alt und Trainer von Eintracht Frankfurt. Er hatte gute Laune, was vor allem daran lag, dass seine Mannschaft am Sonntag 2:1 in Berlin gewonnen hatte. Und dann verriet er ein kleines Geheimnis, eine Art Bauerntrick, mit dem Hertha übertölpelt wurde.

Im Eishockey spricht man von einem Bauerntrick, wenn ein Spieler den gegnerischen Torwart derart narrt, dass er hinter dessen Tor herumfährt und auf der andere Seite den Puck ins Tor drückt. Nun geht es im Fußball hinter dem Tor nicht weiter, aber der Eckstoß, den die Frankfurter vollführten, war noch frecher. Eigentlich hätte sein Team diesen Trick für einen anderen Gegner einstudiert, erzählte Kovac. Aber dieser Gegner hätte ihnen nicht den Gefallen getan und geschlafen. Hertha schon. Gedankenschnell erkannten die Frankfurter, dass Hertha ihnen „diesen Korridor“ (Kovac) quer durch den Strafraum anbot. Die Ecke wurde flach an die Strafraumgenze gezogen, wo Marius Wolf ungedeckt den Ball einschießen konnte. Es war der Ausgleich – und der Anfang vom Ende.

Eine Zumutung für die Zuschauer

Wer sich derart naiv anstelle bei einer Ecke, habe am Ende nicht mehr verdient, sagte Pal Dardai. Herthas Trainer sprach von einer völlig „unnötigen Niederlage“. Seine Mannschaft hatte einen guten Start erwischt und war nach einer Viertelstunde durch Davie Selke in Führung gegangen. Hertha dominierte das Spiel, Frankfurt sah keinen Ball.

Fredi Bobic, Sportvorstand der Frankfurter, hatte einen „typischen Abnutzungskampf“ gesehen, für die Zuschauer nahe einer Zumutung. In den ersten 20 Minuten sei sein Team „so schlecht“ gewesen, „wie noch gar nicht in dieser Saison“. Für die restliche Spielzeit ließ sich das dann für die Berliner behaupten.

Warum die nach der Führung das Fußballspielen einstellten, bleibt ihr Geheimnis. „Wir hätten weiter attackieren müssen, stattdessen haben wir uns zu tief fallen lassen“, sagte Dardai.

Es war das erste Mal in dieser Bundesligaspielzeit, dass er seine Startelf unverändert ließ. Nach dem Auswärtssieg vor einer Woche in Köln wollten die Berliner die Frankfurter in der Tabelle überholen und den Abstand zur gefährdeten Zone vergrößern. Doch so kam es anders. Das 1:2 gegen Frankfurt war bereits die dritte Heimniederlage (nach Schalke und Mönchengladbach) in dieser Spielzeit und die erste Niederlage überhaupt nach einer Führung. „Das tut weh, du darfst hier so ein Spiel nicht verlieren nach so einem Start“, sagte Torschütze Selke.

Und so droht aus der Festung Olympiastadion ein Selbstbedienungsladen zu werden. In der vergangenen Saison hatte Hertha 12 von 17 Heimspielen gewonnen und damit den Grundstein für das Erreichen des Europapokals gelegt. In der aktuellen Spielzeit haben die Berliner lediglich drei Heimspiele (Stuttgart, Leverkusen, HSV) von bisher acht gewonnen. „Jetzt haben wir zwei Wochen, aus denen wir vier oder fünf Punkte brauchen. Ziel sind 21 Punkte“, sagte ein nachdenklicher Dardai. Das kommende Heimspiel gegen Östersund in der Europa League am Donnerstag ist für die bereits als Ausscheider feststehenden Berliner bedeutungslos. Herthas Trainer wird kräftig rotieren und jene Spieler aufbieten, die zuletzt wenig gespielt haben. Am Sonntag müssen die Berliner beim überraschend starken FC Augsburg ran, am Mittwoch darauf kommt Hannover 96 ins Olympiastadion, die Hinrunde endet dann mit einem Gastspiel bei Vizemeister RB Leipzig.

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