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Damals war’s. Vor ziemlich genau acht Jahren erzielte Andrej Woronin, hier gegen Mark van Bommel, beide Tore zum 2:1-Heimsieg über den FC Bayern München.

© Imago

Heimspiel gegen den FC Bayern: Hertha muss laufen, kneifen und Glück haben

Pal Dardai erinnert sich noch gut daran, wie es ist, den FC Bayern zu schlagen. Nur braucht er im Spiel am Samstag einen Torschützen.

Als der FC Bayern zuschlug und den FC Arsenal aus dem Stadion schoss, schlief Pal Dardai schon seelenruhig. Sagte er jedenfalls. Und um das zu untermalen, sketchte Herthas Trainer ein wenig. Auf dem Podium kippte er seinen Oberkörper leicht zu seiner Linken und neigte seinen Kopf. Er schloss die Augen für einen Moment und sagte ins Auditorium: „Wenn ich hier mal so dasitze, habe ich ein Spiel bis zum Ende gesehen.“

Der 40 Jahre alte Ungar wird seinen Wach-Schlaf-Rhythmus auch nicht für den deutschen Rekordmeister ändern, selbst wenn dieser als nächster Gegner ins Olympiastadion kommt. Dardai blieb bei seiner Gewohnheit, deutlich vor 22 Uhr zu Bett zu gehen, er brauche den Schlaf. Zu diesem Zeitpunkt stand es zwischen den Bayern und Arsenal 1:1, Dardai entging, wie die Münchner in der zweiten Halbzeit richtig loslegten und vier Tore erzielten. Die Bayern seien sowieso die beste Mannschaft des Landes. „Wenn sie einen Top-Tag haben, hast du keine Chance. Sie müssen schon einen mittelmäßigen Tag haben und wir ans Limit kommen, dann ...“ Pal Dardai ließ den Satz unvollendet. Was solle er auch groß ankündigen: „Seitdem ich hier Trainer bin, haben wir gegen sie noch nicht mal ein Tor geschossen.“

Auch deshalb sei das Minimalziel, ein Tor zu schießen. „Wenn wir ehrlich sind: Wir haben von den letzten sieben Bundesligaspielen nur zwei gewonnen, das ist zu dünn. Wir müssen also zusammenrücken“ und alles mobilisieren, sagte Dardai.

Das zurückliegende Spiel der Berliner in Gelsenkirchen gelte es aus den Köpfen zu kriegen, da sei die Leistung nicht gut gewesen. Vielmehr müsse versucht werden, an die Leistung des Pokalspiels in Dortmund anzuknüpfen, wo es nach 120 Minuten 1:1 stand, ehe Hertha im Elfmeterschießen verlor. Auch deshalb werde Dardai bei der Zusammenstellung seiner Startelf sich daran orientieren. Fraglich sei für ihn, ob er Maximilian Mittelstädt starten lässt oder doch Stammspieler Marvin Plattenhardt.

Am 14. Februar 2009 erzielte Andrej Woronin beide Tore zum 2:1-Erfolg

Vage Hoffnungen schöpfen die Berliner aus dem Umstand, dass die Bayern nach außergewöhnlich guten Auftritten unter der Woche in der Champions League zu Nachlässigkeiten wenige Tage später im Ligaalltag neigen. Michael Preetz spricht von zwei Sichtweisen. Zuletzt hätten die Bayern in den Meisterschaftsspielen gerade gegen vermeintlich leichte Gegner nicht wirklich überzeugt, „aber vergessen wird dabei oft, dass sie diese Spiele wie gegen Darmstadt, Freiburg oder Ingolstadt trotzdem gewonnen haben“. Wenn auch erst in der Nachspielzeit. „Wir werden Mut brauchen“, sagte Herthas Manager. Ohne ein eigenes Tor zu erzielen, werde es nicht gehen. Aber man spiele zu Hause, wo die Mannschaft sehr viel stärker sei als in der Fremde, acht von neun Heimspielen konnten die Berliner gewinnen. „Wir sind das erste Mal ausverkauft in dieser Saison, das wird den Spielern Kraft geben“, sagte Preetz. Gerade jetzt sei dieses Spiel eine „fantastische Herausforderung, uns aus der schwierigen Phase herauszuarbeiten“.

Bis auf die Langzeitverletzten Mitchell Weiser und Ondrej Duda sowie Julian Schieber, der kurzfristig ausfiel, kann Pal Dardai auf alle anderen Spieler zurückgreifen. Die Stimmung sei gut, das Training sei von ordentlich Power und Leidenschaft geprägt gewesen. „Wir müssen laufen, beißen und kneifen“, sagte Dardai, der vor allem auch seine offensiven Spieler zu mehr Engagement und Überzeugung aufforderte. Dass zuletzt Spieler wie Salomon Kalou oder Vedad Ibisevic wenig bis gar nicht trafen, ist zu einer Belastung für Hertha geworden. Stürmertore fehlen. Dardai will diesen Spielern weiterhin Vertrauen schenken: „Ich sehe nicht, dass sie unsicher sind, sie sind erfahren und wissen, wie sie da rauskommen.“ Andere hat er auch nicht.

Der letzte Sieg über die Bayern liegt acht Jahre zurück. Am 14. Februar 2009 erzielte Andrej Woronin beide Tore zum 2:1-Erfolg. Mit dabei war auch Pal Dardai, der eigentlich verletzt war, wie er erzählte. Trainer Lucien Favre wollte ihn aber unbedingt auf dem Feld haben. Tja, und dann erinnerte Dardai noch einmal an den 2. Dezember 2001, als Hertha die Bayern ebenfalls mit 2:1 daheim besiegen konnte. Andreas Neuendorf traf zum 1:0, das Niko Kovac für die Bayern ausglich. Fünf Minuten vor dem Ende habe er dann nach einer guten Vorarbeit René Tretschoks das Glück gehabt, das Siegtor zu erzielen. „Ein schönes Gefühl“, wie Dardai sagte. Aber heute sei es schwerer, gegen die Bayern zu gewinnen. Eines aber sei gleich geblieben, wie Preetz ergänzte: „Wir müssen einen finden, der das Siegtor schießt.“

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