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Heiner Brand.

© AFP

Heiner Brand: Abschied des Einzelkämpfers

Mit Bundestrainer Heiner Brand feierte Deutschland große Erfolge. Er modernisierte das Spiel in gewisser Weise, weg vom reinen Dazwischenhauen in der Abwehr hin zu mehr Spielverständnis. Nun ist nach 14 Jahren Schluss

Berlin - An seinem Walrossschnauzer kommt so schnell keiner vorbei. Auch nicht die Vorstellung davon, wie der Handball ohne seine Präsenz am Rande des Spielfelds sein wird. Obwohl Brand als Manager beim Deutschen Handball-Bund (DHB) bleiben wird. Am Sonntag findet das letzte Spiel mit Heiner Brand als Bundestrainer statt, eine besondere offizielle Verabschiedung Brands ist nicht geplant. So ganz genau weiß auch noch keiner, wie es nach dem in der vergangenen Woche bedeutungslos gewordenen Qualifikationsspiel gegen Lettland (15.15 Uhr, live im ZDF) weitergehen wird. Mit dem Sieg in Österreich haben sich die Deutschen bereits für die Europameisterschaft qualifiziert und damit auch einen unwürdigen Abgang Brands nach 14 Jahren im Amt verhindert. Obwohl der Abschied des 58-Jährigen, wie gewohnt, nicht ohne Reibung verlief. „Die über 14 Jahre dauernde mangelnde Unterstützung der Bundesliga hat bei mir Narben hinterlassen“, sagte Brand. „Sie hat mir ein wenig die Freude an der Arbeit genommen.“

Die war lange Zeit extrem groß. Brand war 1978 als vermeintlich weltweit härtester Abwehrspieler Weltmeister mit der deutschen Mannschaft geworden. Als Spieler der Handballhochburg Gummersbach gewann er 17 nationale und internationale Titel, er war dem Klub aus seinem Geburtsort mehr als 40 Jahre lang treu. Immer ehrgeizig und kompromisslos, es war logisch, dass er dort auch Trainer wurde.

Ebenso folgerichtig erschien seine Berufung zum Bundestrainer 1997. Brand kannte den richtigen Weg, um seinen Spielern die im Handball immens wichtigen Eigenschaften Kampfgeist und Selbstvertrauen zu vermitteln; zudem bewies er großes Geschick bei der Zusammenstellung seiner Mannschaften. Schon bald erreichte sein Team die Endspiele bei WM und EM, 2004 gab es den EM-Titel, der Brand als Folge der Siegesfeiern temporär sogar sein Markenzeichen kostete. 2007 wurde Deutschland unter ähnlicher Euphorie wie bei der Fußball-WM im Vorjahr im eigenen Land Weltmeister; Brand schaffte als Erster diesen Triumph als Spieler und Trainer.

Er modernisierte das Spiel in gewisser Weise, weg vom reinen Dazwischenhauen in der Abwehr hin zu mehr Spielverständnis. Mit der Zeit verblasste jedoch der Glanz. Brands Team schied 2008 bei Olympia in der Vorrunde aus, wurde bei der EM 2010 Zehnter und zuletzt nur Elfter bei der WM in Schweden. Brand schien sich aufgerieben zu haben, seine Ausstrahlung ließ nach.

Doch die ewige Kritik des Einzelkämpfers an den Bundesligaklubs hat nun zum Amtswechsel ein Ergebnis. „Wir müssen in der Zusammenarbeit mit dem Verband besser werden. Wir brauchen auf Dauer eine Nationalmannschaft, die an der Weltspitze mitspielt“, sagt Frank Bohmann, der Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL. Brands Empfinden war immer, dass der Bundestrainer mehr Einfluss haben sollte auf die nationale Liga, er fordert, eine Quote für deutsche Spieler in den Klubs einzuführen. Dagegen hat sich die Liga bislang gewehrt, weil dies nichts bringe. „Die Quote bringt zumindest die Verpflichtung, deutsche Spieler zu haben und mit ihnen zu arbeiten“, hält Brand dagegen.

Sein Nachfolger wird nun sein Kotrainer Martin Heuberger werden. „Ich hoffe, dass dann etwas frischer Wind da rein kommt“, sagte Liga-Präsident Reiner Witte. Vielleicht wird es tatsächlich Zeit dafür, auch wenn Brand weiter nah bei der Mannschaft sein will. Auf eine Ära wie unter dem Bundestrainer Brand zu hoffen, wäre allerdings absurd.

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