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Sport: Heja Tyskland

Von Claus Vetter Jönköping. Ein schwedischer Zuschauer bat um schwarz-rot-goldene Papierfähnchen.

Von Claus Vetter

Jönköping. Ein schwedischer Zuschauer bat um schwarz-rot-goldene Papierfähnchen. Die angesprochenen deutschen Fans kamen beim Weltmeisterschafts-Spiel der Eishockey-Nationalmannschaft gegen Tschechien in der Kinnarps Arena zu Jönköping der Bitte prompt nach. Der Beschenkte reichte die Fähnchen an seine beiden Kinder weiter. Die beglückten Halbwüchsigen schwenkten sie fortan hin und her, standen auf und sangen „Heja Tyskland". Deutschland - ein Land, dessen Sportfans bei Auftritten im Ausland nicht immer Garant für mitreißende und friedliche Partystimmung sind. Doch dies gilt nicht für seine Eishockey-Anhänger, erst recht nicht dieser Tage bei der WM in Schweden. Von Freitag bis Montag initiierten deutsche Fans in Jönköping eine riesige Party - mit ununterbrochenen Sprechchören bei den drei Spielen der deutschen Mannschaft in der Vorrunde und rund um die Arena.

Die beiden Bierzelte waren viel zu klein, die Devotionalienstände schnell leergekauft. Die Organisatoren traf der Ansturm von über 1000 Fans aus Deutschland unvorbereitet. Nun ziehen die Deutschen als Gruppenzweiter für die Zwischenrunde nach Karlstad um - Freude kam darüber in Jönköping aber nicht auf. „Schade, dass sie uns verlassen. Wir werden ihre Fans vermissen“, sagte der Moderator, der die Pressekonferenz nach dem letzten Vorrundenspiel leitete, zu Hans Zach. Ein anderer Offizieller sprach wehmütig „von meinem ehrenhaften Freund Hans Zach.“ Der Bundestrainer quittierte es lächelnd. Die vom Conferencier anstandshalber hinzugefügten Worte, „dass wir auch ganz froh sind, dass die Tschechen in Jönköping bleiben“, konnten Tschechiens Trainer Pavel Augusta nicht trösten: Der Weltmeister hatte nur glücklich mit 7:5 gegen den Außenseiter aus Deutschland gewonnen.

„Hans Zach - Superstar“, stand in Jönköping auf einem Transparent. Die Fans sind dankbar, dass nach jahrelanger Schludrigkeit in der Nationalmannschaft dank Zach wieder erfolgsorientierte Ordnung herrscht, sich ein Bundestrainer um die Talentförderung bemüht. Das hohe Niveau in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), in der sich junge deutsche Spieler mit erfahrenen Akteuren aus anderen Ländern messen müssen, ist nicht unschuldig an der Entwicklung im Nationalteam, das in Schweden sieben Akteure im Aufgebot hat, die in den Achtzigerjahren geboren sind. Bemerkenswert, dass junge Spieler wie der Krefelder Christian Ehrhoff (19 Jahre), Dennis Seidenberg (20) aus Mannheim und der Münchener Christoph Schubert (20) dominante Figuren im deutschen Spiel sind. Ihr Tor haben alle drei Verteidiger bei der WM schon geschossen, im gut organisierten deutschen Überzahlspiel sind sie feste Größen. Acht von 17 Treffern haben die Deutschen in den Spielen gegen Japan (9:2), die Schweiz (3:0) und gegen die Tschechen im Powerplay erzielt. Sieben Gegentore wie gegen Tschechien geben hingegen zu denken. „Die jungen Spieler werden oft zu euphorisch und rennen nur nach vorne“, hat Zach beobachtet. „Da dürfen sie sich nicht wundern, wenn es hinten kracht."

In der Zwischenrunde sind nun Kanada (heute um 20 Uhr), Lettland und die USA die Gegner der Deutschen, die mit dem Sieg gegen die Schweiz zwei Punkte aus der Vorrunde mitnehmen. Platz vier in der Gruppe würde die Teilnahme am Viertelfinale bedeuten. „Ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen“, sagt Franz Reindl, Sportdirektor beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB). Am 5. Mai kommt DEB-Präsident Rainer Gossmann nach Schweden, dann soll auch über die Verlängerung von Hans Zachs Vertrag geredet werden. Der 5. Mai - das ist der Tag, an dem das Viertelfinale angesetzt ist. Dass Zach spätestens dann seinen Vertrag bekommt, ist wohl nur eine Formalität.

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