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Sport: Helden und Versager

Von Martín E. Hiller Am Sonntag endete eine ungewöhnliche WM.

Von Martín E. Hiller

Am Sonntag endete eine ungewöhnliche WM. Eine WM, bei der man mit Siegen über Costa Rica, China, Japan und Senegal ins Halbfinale kommen konnte (mit Siegen über Saudi-Arabien, Kamerun, Paraguay, die USA und Südkorea sogar ins Finale). Eine WM, bei der die nichtasiatischen Teilnehmernationen auf Leihfans aus den Gastgeberländern zurückgreifen mussten. Hier ziehen wir Bilanz, benennen zielsicher den Besten, aber auch den Schlechtesten seines jeweiligen Faches, unter korrekter Miteinbeziehung seines Status’ vor dem Anpfiff der WM.

Mannschaft

Held: Senegal, das als WM-Neuling ohne Niederlage das Viertelfinale erreichte.

Versager: Frankreich, das sich von allen früh gefallenen Engeln am lustlosesten gegen das Ausscheiden stemmte.

Spieler

Held: Ronaldo (Brasilien), der fast zwei Jahre lang verletzt war und doch Brasilien gleich wieder ins Finale schoss.

Versager: Zinedine Zidane (Frankreich), der sich bei seinem einzigen Auftritt abmühte, aber als derzeit weltbester Ballstreichler kaum zufrieden sein kann.

Torwart

Held: Oliver Kahn (Deutschland), an dessen Legende bereits die Feuilletonisten und Geschichtsschreiber dieser Welt stricken.

Versager: José Luis Chilavert (Paraguay), der sich auch nach einem Eigentor sowie einer Torvorlage, bei der er den Ball vor die Füße des Gegenspielers patschte wie ein Kind, das sein Spielzeug nicht mag, immer noch als einen der beiden besten Torhüter der Welt bezeichnete.

Verteidiger

Held: Thomas Linke (Deutschland), der seit Jahren landauf, landab bestenfalls als Durchschnittsspieler abgeurteilt wird und dennoch unbeirrt eine fehlerfreie WM auf höchstem Niveau spielte.

Versager: Frank Leboeuf (Frankreich), der seine Abwehr nicht annähernd im Stile der letzten Weltmeisterschaft zusammenhalten konnte.

Mittelfeldspieler

Held: Ronaldinho (Brasilien), der mit seinem eleganten Spiel dem Rest der brasilianischen R-Clique den Rang ablief.

Versager: Luis Figo (Portugal), der noch müder als der Argentinier Verón über den Platz lief und seine Klasse nicht zeigen konnte, als seine Mannschaft ihn so nötig brauchte.

Stürmer

Held: El Hadj Diouf (Senegal), der seinen Marktwert mit guten Spielen in zweistellige Millionenhöhe trieb und zur Belohnung künftig beim FC Liverpool kicken darf.

Versager: Hakan Sükür (Türkei), der ohne seine privilegierte Stellung spätestens nach dem ersten Vorrundenspiel aus der Mannschaft geflogen wäre. Im Spiel um Platz drei kann dann jeder brillieren.

Torschütze

Held: Jared Borgetti (Mexiko), dessen Kopfball mit ganzer Drehung schwieriger auszuführen war als sämtliche Fallrückzieher

Versager: Oliver Bierhoff (Deutschland), der das abstruseste Tor der WM-Geschichte schoss, als er gegen Saudi-Arabien den Ball aus 30 Metern ins Tor grätschte.

Schiedsrichter

Held: Urs Meier (Schweiz), der als Spielleiter so korrekt war, Michael Ballack Gelb zu zeigen, und der Mensch genug war zu sagen, dass ihm die Konsequenz daraus (Finalsperre) Leid tat.

Versager: Ali Bujsaim (Vereinige Arabische Emirate), der nach einem klaren Foul des Argentiniers Gonzalez dessen schwedisches Opfer mit Gelb bestrafte.

Trainer

Held: Bruno Metsu (Senegal), der einem afrikanischen Team Disziplin und Stellungsspiel auf europäischem Niveau vermittelte.

Versager: Giovanni Trapattoni (Italien), der nicht nur Roberto Baggio zu Hause, sondern auch einen Zauberer wie Alessandro Del Piero lange auf der Bank sitzen ließ, damit sich in das destruktive Spiel der Italiener nicht versehentlich künstlerische Elemente einschleichen konnten.

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