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Hertha - Augsburg 2:2: Hertha schafft nur ein 2:2 gegen Augsburg

Hertha BSC fühlt sich in der Rolle des Favoriten sichtlich unwohl. Die Berliner verspielen eine 2:1-Führung gegen den Bundesliga-Neuling Augsburg.

Es wurde nicht der ganz große Fußballnachmittag, den sie sich erhofft hatten bei Hertha BSC. Böse formuliert ließ sich am Sonnabend beim Spiel gegen den FC Augsburg feststellen: Wenn die Erwartungen wachsen, schrumpft Hertha. Das war am ersten Spieltag beim 0:1 gegen Nürnberg so und das war nun beim 2:2 (0:1) gegen Mitaufsteiger Augsburg nicht anders. 48.385 Zuschauer im Olympiastadion sahen eine Berliner Mannschaft, die sich nach den Siegen gegen Stuttgart und in Dortmund mit der Rolle des Favoriten trotz spielerischer Überlegenheit gegen die Schwaben schwer tat und daher auch nicht zum dritten Sieg in Serie kam. 

Markus Babbel hatte vor dem Spiel gesagt, dass er „sehr gespannt“ darauf sei, wie seine Mannschaft mit ihrer Situation umgehen würde. Schließlich sahen sich die Berliner nach ihren guten Auftritten und Siegen gegen Stuttgart und Dortmund in einer in dieser Saison noch nicht erlebten Rolle. Erstmals trat Hertha seit dem Aufstieg in die Bundesliga als Favorit an, Aufsteiger Augsburg war ja noch ohne Sieg in der neuen Klasse. 

Mit Spielbeginn sah Babbel eine Reaktion seiner Mannschaft, die er sicher nicht hatte sehen wollen. Die Berliner gingen unsicher an die Aufgabe, das Spiel gestalten zu müssen. Sie griffen die Schwaben zwar früh an, verloren die Bälle dann nach Balleroberungen aber wieder schnell. Da allerdings auch Augsburg nicht so recht zu wissen schien, was nun zu tun war, gab es erst einmal ein munteres Fehlpass-Festival im Mittelfeld. 

Hertha musste ohne den erkälteten Adrian Ramos auskommen, der Kolumbianer hätte im ersten Durchgang allerdings auch kaum etwas ausrichten können, denn es landete lange Zeit nicht ein konstruktiver Berliner Pass in der Augsburger Hälfte. Die Schwaben sahen die Zauderei der Mannschaft von Markus Babbel dann nach 20 Spielminuten als eine Einladung, ein bisschen mitzuspielen. Axel Bellinghausen erkämpfte den ersten Eckball für Augsburg, den er dann auch selbst ausführte. Gibril Sankoh verlängerte den Schuss per Kopf und aus Nahdistanz drückte Hajime Hasogai den Ball über die Linie. Dabei stand der Torschütze völlig frei, Herthas Personal war anscheinend gedanklich noch zu sehr mit der Offensivarbeit beschäftigt. 

Die Berliner reagierten auf den frühen Gegentreffer engagiert. Die erste Torchance hatte Pierre-Michel Lassoga, doch sein harmloser Kopfball landete genau in den Armen von Simon Jentzsch – immerhin hatte der Augsburger Torwart endlich einmal etwas zu tun. Es gab sie aber noch, die Ausgleichschancen für Hertha in der ersten Halbzeit. Nach einem Pass von Lasogga säbelte Raffael den Ball allerdings erstaunlich ungelenk über das Augsburger Tor. Dann scheiterte auch noch Tunay Torun knapp.

Ob es in der zweiten Halbzeit besser funktionierte, erfahren Sie auf der nächsten Seite.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit klappte es dann aber besser. Vom Anstoß weg demonstrierte Hertha zuvor nicht gesehene Entschlossenheit. Ein langer Pass von Patrick Ebert, ein Schuss von Christian Lell an den Augsburger Innenpfosten, der Ball sprang ins Tor, und es stand nach wenigen Sekunden 1:1. 

Hertha drängte weiter, die Augsburger wirkten irritiert. Sankoh verlor den Ball den Ball am eigenen Strafraum gegen Lasogga, dessen Pass landete bei Torun. Der wiederum erzielte mit einem Flachschuss seinen zweiten Saisontreffer. In nicht einmal einer Viertelstunde hatten die Berliner das Spiel gedreht, aber nicht gewonnen: Denn Augsburg kam recht unvermittelt zum Ausgleich durch Jan-Ingwer Callsen-Bracker, der nach einer guten Stunde den Ball aus Nahdistanz ins Berliner Tor schieben durfte.  

Was danach passierte, war weniger aufregend. Die Berliner waren zwar in den Zweikämpfen klar überlegen und wirkten auch von der Spielanlage viel reifer als der Gegner, doch das zahlte sich nicht mehr in Toren aus. In der Schlussphase wirkten die Berliner Spieler zu erschöpft, um noch etwas in der Offensive zu bewegen. Der Augsburger Sebastian Langkamp sah nach einem Foul an Raffael zwar noch die Rote Karte, doch das war es dann. 

Nach sechs Spieltagen hatte Babbel gesagt, „wissen wir, wo wir stehen“. Nach dem 2:2 gegen Augsburg steht Hertha sicher immer noch dort, wo Hertha nach diesem Spieltag stehen wollte. Neun Punkte nach sechs Spieltagen sind eine gute Bilanz für einen Aufsteiger. Und wenn Hertha am kommenden Sonntag wieder defensiver spielen kann – dann geht es zu Werder Bremen – wird es für die Berliner vielleicht auch wieder einfacher als gegen Augsburg. Denn in der alten Rolle des Außenseiters fühlt sich Hertha wohler als in der Rolle des Favoriten. Das wurde am Sonnabend deutlich.

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