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Sport: Hertha bleibt stehen

Die Berliner verlieren 2:4 bei Werder Bremen und verpassen den Sprung auf Platz drei

Bremen. Gerade hatten sich die Spieler des SV Werder an die Hände gefasst, um kollektiv vor der Fankurve La Ola zu machen, da hob Dieter Hoeneß das Haupt, blickte im Weserstadion zu den Siegern und schüttelte den Kopf. Dem Manager von Hertha BSC wurde in diesem Moment erst richtig klar, welche Chance die Berliner mit der ernüchternden 2:4 (1:3)-Niederlage gegen Bremen vertan hatten.

„Wenn man so ein Spiel verliert“, erklärte Hoeneß hinterher, „dann brauchen wir nicht von Champions League oder Uefa-Cup zu reden: Dann spielen wir im UI-Cup.“ Mit hochrotem Kopf redete sich der Manager in Rage: „Werder hat das gemacht, was wir hätten tun müssen: aggressiv spielen, in die Zweikämpfe gehen, zupacken.“ Und zur Verdeutlichung schlug Hoeneß mit der rechten Faust in die linke Hand. Seine Forderung an Huub Stevens war deutlich: „Der Trainer wird einiges zu sagen haben. Das erwarte ich.“ Stevens wird ihn nicht enttäuschen. „Das taktische Verhalten war nicht gut, die Aggressivität war nicht da, die Organisation stimmte nicht. Ich verstehe das alles nicht“, sagte Trainer Stevens.

Es war auch nicht einfach zu erklären, was sich vor 35 000 Augenzeugen tat: Der in der Rückrunde so arg verunsicherte Gastgeber spielte wie aufgedreht, kassierte aber doch mit dem ersten Torschuss des Gegners das 0:1. Arne Friedrich, Herthas Bester, traf nach tadellosem Dribbling. „Da dachten wir doch alle, wir haben wieder die Seuche“, sagte Bremens Trainer Thomas Schaaf. Doch Werder spielte weiter munter nach vorn. Und Hertha machte Fehler. „Bei zwei Ecken geben wir das ganze Spiel aus den Händen“, mäkelte Stevens. Die von Friedrich beim Gegentor düpierten Mladen Krstajic und Ludovic Magnin bestraften das kollektive Durcheinander im Berliner Strafraum. Damit nicht genug: Als der sonst starke Torhüter Gabor Kiraly einen Schuss von Ailton nur abklatschte, staubte Angelos Charisteas unbehelligt zum 3:1 ab. „Wir haben denen viel zu viel Platz gelassen“, sagte Kiraly und kritisierte das Verhalten seiner Vorderleute.

Die Pausenführung war das logische Produkt der engagiert-entschlosseneren Spielweise einer Werder-Elf, in der Johan Micoud wie in besten Tagen der Hinrunde Regie führte. „Er macht an guten Tagen die entscheidenden zehn Prozent aus“, sagte Bremens Sportdirektor Klaus Allofs.

Hertha leistete insofern jedoch Hilfestellung, als weder Alexander Madlung, der den wegen eines Migräne-Anfalls im Hotel gebliebenen Marko Rehmer ersetzte, noch Josip Simunic der Innenverteidigung Stabilität verliehen. „Konzentrations- und Zweikampfschwächen“, machte Pal Dardai aus. Der Ungar empfiehlt, „nicht mehr an die Champions League zu denken“. Vielleicht denkt Dardai auch über seine gestrige Darbietung nach. Der Mittelfeldmann war für Hoeneß schließlich eine der größten Enttäuschungen. „Er ist ja derjenige, der ansonsten in der Zentrale abräumt.“

Doch Ordnung, Disziplin und Balance, die von Stevens propagierten Eigenschaften, waren irgendwie in der Hauptstadt geblieben. Das 4:2 durch Thorben Marx – gleich nach dem 1:4 durch Charisteas – war lediglich Lohn für eine nie aufsteckende Mannschaft, die aber weder in Sachen Idee und Inspiration noch in puncto Elan und Einsatz dem Gegner gewachsen war. Jetzt kommen die Bayern nach Berlin – für Herthas Manager die einzige Hoffnung: „Es ist weiterhin alles möglich. Gegen die Bayern wird es ganz anders. Ich gehe fest davon aus, dass wir so nicht weiterspielen.“

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