zum Hauptinhalt
Tor. Adrian Ramos (l.) erzielt, wie hier gegen 1860 München am 4. Spieltag, häufig den wichtigen ersten Treffer für Hertha.

© dpa

Hertha BSC: Adrian Ramos - der Tor-Öffner

Tore von Adrian Ramos sind für Hertha BSC besonders wertvoll – sie sind jeweils Herthas erste. Auch am Samstag gegen den überraschend erfolgreichen Aufsteiger VfR hoffen die Berliner auf den Kolumbianer.

Neulich schlenderte Adrian Ramos gemeinsam mit Ronny vom Trainingsplatz. Beide sprachen kein Wort miteinander. Vielleicht lag es am nasskalten Drumherum, die Übungseinheit selbst war nicht so straff. Vielleicht aber gab es einfach nichts Neues; die beiden sind ja ohnehin nicht als Plaudertaschen unterwegs. Warum auch viel reden, sie erledigen in erster Linie ihren Job: Sie schießen mit hoher Regelmäßigkeit Tore für ihren Verein. Hertha BSC stellt mit 43 erzielten Toren in 21 Spieltagen die erfolgreichste Offensive der Liga. Dabei geht fast die Hälfte dieser Treffer auf das Konto von Ramos (acht) und Ronny (zwölf). Wenn Jos Luhukay über sie spricht, benutzt er oft das Wort „Extraqualität“.

Es ist vielleicht das größte Verdienst des Trainers, dass er seit seinem Amtsantritt in Berlin im vorigen Sommer die beiden Südamerikaner auf Vordermann gebracht hat. Ronny, der zwei Spielzeiten lang durchgefüttert wurde, spielt schon jetzt das erfolgreichste seiner Berliner Jahre. Für Luhukay ist er aktuell sogar der beste Spieler der Zweiten Liga. Und Ramos, der in der Abstiegssaison 2011/12 nur sechs Tore erzielte, dem dann auch noch das unglückliche Eigentor im Relegationshinspiel gegen Düsseldorf unterlaufen war und der monatelang in einer Formkrise steckte, schenkte Luhukay den Platz im Sturmzentrum zurück. Denn anders als auf der linken Außenbahn, wohin ihn die zahlreichen Vorgänger Luhukays stellten, kommen die eigentlichen Qualitäten des Kolumbianers auf der Mittelstürmerposition am ehesten zur Geltung. Dabei lässt sich der Wert seiner Tore gar nicht so sehr aus ihrer bloßen Anzahl ableiten, vielmehr tragen sie das Prädikat „Dosenöffner“. Jedes seiner Tore war das jeweils erste der Berliner. „Das erste Tor ist immer wichtig, egal wie das Spiel ausgeht“, sagt Luhukay.

Auch heute, wenn der Tabellenzweite aus Berlin beim Siebten, dem Aufsteiger VfR Aalen, antritt (13 Uhr), wird sich Ramos einer ganz besonderen Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidiger erfreuen dürfen. „Aalen steht gewöhnlich sehr tief und kompakt in der Defensive“, sagt Luhukay, „wir werden gute Lösungen finden müssen.“ Er hätte auch sagen können, seinem Team muss es gelingen, Ramos in Abschlussposition zu bringen.

An guten Tagen braucht der 27-jährige Angreifer nicht viele Chancen, um ein Tor zu machen. Zwei Spielzeiten lang (2009/10 und 2010/11) war er jeweils bester Torschütze der Berliner. Auch in dieser Spielzeit liegt er mit seinen acht Treffern (davon sieben mit dem Kopf) und fünf Torvorlagen gut im Rennen. Gemessen an seiner Qualität sind 15 Tore erwartbar, so viele, wie er in der vergangenen Zweitligasaison erzielte.

An guten Tagen könne er mit einer Aktion eine Viererkette zur Verzweiflung bringen, findet Luhukay. An nicht so guten Tagen kann Ramos aber auch den eigenen Anhang zur Verzweiflung bringen. Alles, was er an solchen Tagen tut, wirkt irgendwie ungeschickt, pomadig oder lethargisch. Doch solche Tage sind weniger geworden. Hier zahlt sich das Vertrauen des Trainers aus, der selbst dieser Tage an Ramos als Sturmspitze festhält, auch wenn sich Herthas langzeitverletzte Sturmhoffnung Pierre-Michel Lasogga wieder dienstbereit gemeldet hat.

„Adrian ist ein Stürmer, der Gold wert sein kann“, sagt Luhukay. Der Trainer war es auch, der sich im Sommer für einen Verbleib der Kolumbianers einsetzte. Der Stürmer war sich mit Mainz 05 einig, doch Hertha lehnte ein Ausleihgeschäft ab. Als nun vor wenigen Wochen die Berliner ein Kaufangebot des VfB Stuttgart für Lasogga (vier Millionen Euro) ebenfalls ausschlugen, sollte das keinesfalls einem Misstrauensvotum Ramos gegenüber gleichkommen. Im Falle des Aufstiegs würden die Berliner gern mit beiden Stürmern planen. Auch, weil sie schon gezeigt hätten, dass sie es auch in der Bundesliga können.

So könnte Hertha spielen:

Kraft – Pekarik, Lustenberger, Brooks, Holland – Niemeyer, Kobiaschwili – Ndjeng, Ronny, Allagui (Ben-Hatira) – Ramos

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false