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Zum Verzweifeln. Außenverteidiger Johannes van den Bergh vergab eine der zahlreichen Berliner Chancen. Foto: AFP

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Hertha BSC: Alle gegen Ulreich

Hertha BSC unterliegt dem VfB Stuttgart trotz spielerischer Überlegenheit und zahlreicher Chancen 0:1.

Berlin - Der Fußball hält bekanntermaßen mehrere Weisheiten parat. Gestern Abend bewahrheitete sich jene, wonach auch die schönste Serie irgendwann mal ihr Ende findet. 16 Monate lang war Hertha BSC saison- und spielklassenübergreifend im Olympiastadion unbezwungen. Gestern unterlag Hertha vor 46 624 Zuschauern dem VfB Stuttgart mit 0:1 (0:0).

Es war, um es vorweg zu nehmen, eine unverdiente Niederlage. Hertha war besser und aktiver, die Berliner hatten deutlich mehr Ballbesitz und erspielten sich Chancen für zwei Spiele. Allein, es wollte ihnen kein Tor gelingen. Was allerdings auch am überragenden Stuttgarter Torwart Sven Ulreich lag. „Wir haben ein Spiel auf ein Tor gesehen. Wir hatten vier, fünf richtig gute Möglichkeiten“, sagte Trainer Jos Luhukay, „aber wir haben es nicht geschafft, unsere Überlegenheit in Tore umzuwandeln“. Während die Berliner ihre zweite Saisonniederlage in Folge betrauerten, gelang dem VfB unter ihrem neuen Trainer Thomas Schneider der zweite Sieg im zweiten Bundesligaspiel.

In den 14 Monaten, die Jos Luhukay für Hertha tätig ist, ist ihm schon der eine oder andere personelle Coup gelungen. Er hat Spieler getauscht, die sich eben noch als Stammkraft fühlen durften, er hat Umstellungen vorgenommen, die sich als wegweisend erwiesen und er hat bei mancher Einwechslung ein goldenes Händchen bewiesen. Was er aber gestern bei der Bestückung der Startelf tat, übersteigt alles Dagewesene.

Dass er Ronny aufbot, den bislang für die Anfangself Verschmähten, hatte sich nach dem Ausfall von Spielmacher Alexander Baumjohann förmlich aufgedrängt. Aber dass in Tolga Cigerci und Per Skjelbred zwei Leihspieler aufliefen, die erst vor zehn Tagen zur Mannschaft gestoßen waren, überraschte nicht nur den Gegner.

Das war riskant, aber von Beginn an entwickelte sich ein gutes, ein interessantes Spiel, das vor allem die Berliner mit hoher Intensität führten. Hertha war extrem offensiv ausgerichtet. Die Abwehrreihe, in der Kapitän Fabian Lustenberger den verletzten Langkamp vertrat, stand sehr hoch, gleichzeitig agierten bei eigenem Ballbesitz neben Sturmspitze Adrian Ramos gleich drei weitere Spieler in vorderster Linie. Änis Ben-Hatira vorzugsweise links, Ronny zentral und Skjelbred auf Rechtsaußen. Das gesamte Spiel gehörte den Berlinern, die sehr dynamisch und aufwendig agierten. Nach zwanzig Minuten prüfte Ben-Hatira mit einem Volleyschuss den Stuttgarter Torwart Ulreich, der gerade noch die Fäuste hochgerissen bekam. Es war der Anfang eines großen Warmschießen des Schlussmanns.

Denn Hertha dominierte. Cigerci fand sich im zentralen Mittefeld gut zurecht, Hajime Hosogai war gewohnt fleißig und umsichtig, nur Ronny blieb ohne Impuls. Vom VfB war aus dem Spiel heraus nichts zu sehen. Nur um die Halbzeitpause herum geriet das Tor der Berliner unter Beschuss. Vor der Pause bewahrte Herthas Torwart Thomas Kraft sein Team vor einem Rückstand, als er einen Kopfball des Stuttgarters Gentner mit einer Glanztat über die Latte lenkte. Kurz nach Wiederbeginn war Kraft machtlos. Wieder sprang Gentner – diesmal nach einer Ecke – am höchsten und köpfte zum 0:1 ein. Tor.

Hertha aber blieb daran. Praktisch im Gegenzug vergab Skjelbred die bis dahin größte Chance der Berliner. Nach Zuspiel von Ramos kam der Norweger zentral zum Schuss, doch Stuttgarts Verteidiger Boka schob sein Bein dazwischen. Nur wenige Minuten später kam Hosogai frei vor Ulreich zum Schuss, doch auch der Japaner scheiterte am Stuttgarter Torwart.

Die Berliner riskierten nun noch mehr. Nach einer Stunde parierte Ulreich einen Kopfball von John Anthony Brooks, kurz darauf scheiterte Johannes van den Bergh mit einem Linksschuss. Sven Ulreich stand immer mehr im Blickpunkt des Geschehens. Als nach einer Ecke erneut Brooks zum Kopfball kam, lenkte der Stuttgarter Torwart diesen reflexartig über die Latte. Für die Schlussphase holte Luhukay seine beiden neuen Spieler vom Feld, brachte für sie Sandro Wagner und Nico Schulz. Später kam noch Sami Allagui, doch ein Tor sollte der Mannschaft von Jos Luhukay nicht mehr gelingen.

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