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Sport: Hertha BSC: Alle helfen Joe

Fast trotzig meinte Jürgen Röber: "An Joe halte ich hundertprozentig fest." Joe, das ist Josip Simunic.

Fast trotzig meinte Jürgen Röber: "An Joe halte ich hundertprozentig fest." Joe, das ist Josip Simunic. Und der hat gerade im Fußball-Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg seinem Arbeitgeber Hertha BSC eine katastrophale Leistung abgeliefert. Im Fachblatt "Kicker" brachte ihm das die Note 5,5 ein, in einer Boulevardzeitung gar die 6, die Höchststrafe. "Das ist mir völlig unverständlich", sagt Herthas Manager Dieter Hoeneß. Wirklich?

Simunic, Besitzer der australischen und kroatischen Staatsbürgerschaft, wusste genau, dass er in diesem miserablen Spiel (Trainer Röber: "Selbst wenn man es wollte, schlechter kann man gar nicht spielen") der schlechteste Berliner war. Binnen einer Viertelstunde hatte der lange Abwehrspieler so ziemlich alles falsch gemacht, was man überhaupt falsch machen konnte. Erst leistete er sich eine Rückgabe, bei der Torhüter Gabor Kiraly nur mit Mühe per Kopf ein Eigentor verhinderte. Dann hätte er mit einer weiteren missglückten Rückgabe gleichfalls fast einen Gegentreffer provoziert. Schließlich verursachte Simunic mit einem Fallrückzieher am Mann auch noch einen Freistoß, nach dem sein Gegenspieler Andrzej Juskowiak ungehindert einköpfen konnte. "Dafür habe ich keine Erklärung", gab er zerknirscht zu Protokoll. Der Psychologe, der ihn seit geraumer Zeit betreut, hatte nach dem missratenen Auftritt seines Patienten reichlich Arbeit.

Hilfe erhält er dieser Tage auch von verantwortlicher Hertha-Seite. "Er bekommt von uns jede Unterstützung", sagt Dieter Hoeneß. So lässt Jürgen Röber keine Chance vergehen, Josip Simunic mit höchstem Lob aufzubauen. Was dieser zuvor in den Spielen gegen HSV und Bochum geboten habe, sei "Extraklasse" gewesen. Er kenne keinen Abwehrspieler, der technisch so stark sei. Josip Simunic sei ballsicher, zweikampf- und kopfballstark, trotz seiner 195 Zentimeter Körpergröße "enorm schnell". Wenn das nicht hilft, die Psyche wieder aufzurichten. Da wird Simunic eine kleine Einschränkung verkraften. Wenn sich mal die Lücke auftue, "dann muss der Joe da hineinstoßen". Doch er sei ja noch jung. Da könne man nicht erwarten, dass er wie ein Routinier auftrumpfe. Und gegen Wolfsburg hätten auch weit erfahrenere Spieler versagt.

Am Sonnabend hatte Simunic, nach seinem Wechsel aus Hamburg auch wegen konditioneller Defizite lange Monate von Röber in die Ecke gestellt, noch bange geäußert, er hoffe, "trotzdem in Stuttgart spielen zu können". Röber nahm ihm gestern die Sorge. "Der Joe, der spielt eh." Und das, obwohl es Röber bei allen Verletzungsproblemen an Defensivspielern nicht mangelt. Zwar ist Marko Rehmer noch immer nicht fit, dafür aber Andreas Schmidt und Kostas Konstantinidis. Und da sind ja auch noch Rob Maas und Dick van Burik. Letzerer hat freilich nicht so gute Karten. Nicht nur, weil er im Duell mit den Wolfsburgern schon zur Pause gehen musste. Röber: "Ich hätte aber auch jeden anderen rausnehmen können." Simunic hätte er das sicher nicht angetan.

Der freut sich nun schon auf den Sonntag. Weil er sich rehabilitieren kann - und an dem Tag seinen 23. Geburtstag feiert.

Klaus Rocca

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